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Kulturentwicklungsplanung Rheinland-Pfalz



„Wo Kunst verboten wird, wird’s dunkel“

Ein gutes Zitat bringt die Dinge auf den Punkt. In loser Folge werden hier einzelne Personen zu Wort kommen, die der Kulturentwicklungsplanung gute Impulse mit auf den Weg geben. Gedankenfutter sozusagen. Den Anfang macht der Schauspieler Jan Josef Liefers.

Am 10. September sind die HEIMAT EUROPA Filmfestspiele 2022 in Simmern zu Ende gegangen. In einer feierlichen Preisverleihung wurden die Preisträger im Hauptwettbewerb sowie der Publikumsliebling und der Sieger im Kurzfilm-Wettbewerb prämiert. In diesem Rahmen bekam der Film KLONDIKE von der ukrainischen Regisseurin Maryna Er Gorbach den „Edgar“, den Hauptpreis des Festivals, für den besten modernen Heimatfilm von dem Preis-Paten Jan Josef Liefers verliehen. Liefers, der vor allem für seine Rolle als Professor Dr. Dr. Börne im Münsteraner Tatort bekannt ist, sprach in seiner Laudatio die Bedeutung an, die Kunst und Kultur gerade in Zeiten der Krisen und des Krieges haben.

„Wir verstehen unsere Welt nicht, wenn wir
- nur Nachrichten hören
- nur Geschichtsbücher lesen
- nur Politikern zuhören.
Wir verstehen uns selbst nicht, wenn wir
- nur in den Spiegel schauen
- Selfies veröffentlichen
- nur unsere Glaubenssätze wiederholen.
Wir verstehen die Welt und uns in ihr erst durch Kunst. Denn sie macht das Unsichtbare sichtbar, das Lautlose hörbar.
Mit dem ersten Schmerzensschrei der verunsicherten Kreatur - nachts vor der Höhle, hinauf zum Mond und den Sternen - ist sie entstanden. Sie kommt aus uns, begleitet uns, seit es uns gibt.
Sie ist durch alle Stufen der Evolution bei uns geblieben, weil sie unverzichtbar für unser ratloses Selbst ist.
Sie ist ohne jeden Zweifel systemrelevant, aber das ist Regierungen schwer klarzumachen, die Menschen in erster Linie als Wähler, Verbraucher, Konsumenten, Gefährder oder „human resources“ sehen.

– Jan Josef Liefers in seiner Laudation zur Preisverleihung des Edgars

Peer Damminger

Ich bin ratlos!
Wem Jan Josef Liefers als (zeitweilig irrlichtender) Impfgegner im Gedächtnis geblieben ist und wer mit Narrativen der Rechten vertraut ist, kann die ausgewählten Zitat auf erschreckende Weise mißdeuten. Da gibt es unschöne Deckungsgleichheiten, die nicht wirklich gemeint sein können. Hier fehlt wohl die Kontextualisierung.
Aber selbst bei wohlwollender Interpretation bleibt der Text erschreckend substanzlos, esoterisch und „verschwurbelt“. In keinem Fall erklärt er, wo im anstehenden Dialog des Kulturentwicklungsplans der Mehrwert von Kalendersprüchen liegen soll. Selbst, wenn da größere Denker*innen folgen sollten?
Aber womöglich ist einfach nicht jeder deutsche Schauspieler auch zugleich ein guter Autor oder Denker?

19. Oktober 2022

21:17

Tamina Müller

Vielen Dank, Peer Damminger, für den kritischen Kommentar. Das Zitat von Jan Josef Liefers steht im Kontext der Verleihung des EDGARS, den Preis für den besten modernen Heimatfilm der Heimat Europa Filmfestspiele. Liefers war dieses Jahr der Preispate, der den Sieger-Film unter 14 Filmen auswählte. Er begründet seine Entscheidung für das Kriegsdrama KLONDIKE mit der Bedeutung, die Kunst und Kultur gerade in Zeiten der Krisen und des Krieges haben. Der Film spielt im Frühjahr 2022 kurz nach Kriegsausbruch in der Ostukraine. Darin weigert sich eine hochschwangere Frau, das Kriegsgebiet zu verlassen. Die gesamte Laudatio können Sie hier nachlesen: https://www.heimat-europa.com/wp-content/uploads/2022/09/2022_filmfestspiele_laudatio-jan-josef-liefers.pdf

20. Oktober 2022

14:54