Nuit de la Chanson (65) - Das Original!

Im Herbst 2022 erschien das zweite Album der lothringischen Künstlerin Khôl, L'archet... und wir sprechen erst jetzt darüber. Nun, Alben sind keine verderbliche Ware! Dieser Siebenteiler ist das Kompendium eines einzigartigen und vibrierenden Universums, eines zarten und instinktiven Pops, der sich nicht darum kümmert, Meister zu finden. Der Bogen ist es, der die Saiten zum Schwingen bringt, aber auch der Bogen der Liebe, Amor: „Plus de mâle / Que de peur“ wirft die Sängerin geheimnisvoll in einen Strauß von Streichern. Die darauffolgende Schwalbe bietet eine weiche Atmosphäre, in der die kristallklare Stimme wie in einer Kirche erklingt. Joaillerie ist ein stimmlich entrückter Kanon, ein Vierzeiler der lothringischen Dichterin Nicole Metivier. Außerhalb des Kreislaufs, außerhalb des Stils. Der nächste Titel, La douceur, antiphrastisch, nur durch einen Buchstaben von „Schmerz“ getrennt, wird von einem wilden Bass rhythmisiert - der Höhepunkt des Albums. Danach folgt ein Abstieg, der ebenso schön ist wie der Aufstieg. Auf dem Cover, das von einer Schallplatte eingerahmt wird, stellt Khôl ihren Koffer hinter einen Ford Escort: der Wunsch, sich von Zeit und Raum zu befreien und sicher auch von der Bequemlichkeit. Es ist müßig, die Themen dieser mehrdeutigen Lieder zu nennen; es sind die Themen, nach denen man sucht, aber sie sind zweitrangig:

Khôl ist eine Künstlerin, die sich musikalisch entfaltet und deren Zartheit bezaubert.