Welterbeantrag „Great Spas of Europe“

Blick über Wasser auf den Kursaal und das Kurhaus in Bad Ems

Welterbeantrag „Great Spas of Europe“

Im Januar 2019 hat die Tschechische Republik den Welterbeantrag zu den „Great Spas of Europe, einer seriellen transnationalen Nominierung eingereicht. Diese Great Spas sind Franzensbad, Karlsbad und Marienbad (CZ), Bad Ems, Baden-Baden und Bad Kissingen (DE), Baden bei Wien (AT), Spa (BE), Vichy (F), Bath (GB) und Montecatini Terme (IT).

Die Great Spas stellen als berühmte Orte europäischer Badekultur ein Phänomen des 19. Jahrhunderts dar, als manche Kurstädte mit Heilquellen internationale Bedeutung erlangten. Hier entstand eine besondere Bäderarchitektur von herausragender Bedeutung, mehr noch: die „Great Spas“ entwickelten einen eigenen, ganz auf das Kurleben zugeschnittenen Stadttypus mit prächtigen Kurbauten, Villen, Parks und einer reizvollen Landschaft, der in der Kurtradition therapeutische Funktion beigemessen wurde. Hier konzentrieren sich auf dem Gebiet von Kleinstädten Infrastrukturelemente, wie sie für Großstädte signifikant sind. Diese Kurstädte waren auch Pioniere des Tourismus und in einer bestimmten Hinsicht Wegbereiter gesellschaftlicher Veränderungsprozesse, denn das Kuren schaffte Möglichkeiten der Begegnung für (fast) alle gesellschaftlichen Schichten in einer Art, die anderswo nicht denkbar war. Als Treffpunkte einer internationalen Gesellschaft und als Orte der Kommunikation und des geistigen Austauschs übernahmen die „Great Spas“ eine Vorreiterrolle in geistes- und kulturgeschichtlichen Entwicklungsprozessen des „langen 19. Jahrhunderts“ seit der Aufklärung.

Bad Ems, wo der „Salon de l’Europe“ zuhause war, ist wie ein Idealmodell eines „Great Spas of Europe“. Bemerkenswert sind seine städtebauliche Geschlossenheit und der vollständige und authentische Erhaltungszustand seiner Kurbauten. Das Ensemble beiderseits der Lahn enthält alle wesentlichen Elemente eines Kurbades und dokumentiert zugleich die zeitliche Tiefe der europäischen Badetradition. Diese ist im heutigen Stadtbild mit Badegebäuden vom Barock bis zum frühen 20. Jahrhundert erlebbar. Das gesamte Stadtbild und seine Einbettung in die malerische Landschaft wirken heute noch so wie 1914. Unverändert intakt sind die Übergänge von der Stadt in die Kurlandschaft, die man vom Kurpark startend auch heute noch auf denselben alten Spazierwegen erreichen kann bis zu den Aussichtspunkten wie der Bäderlei. Ungebrochen ist auch die medizinische Tradition, durch die Bad Ems schon seit dem 16. Jahrhundert als Zentrum der Begegnung fungiert.