| Immaterielles Kulturerbe

Bundesweites Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes: Welttanzprogramm und Wiesenbewässerung

Das Welttanzprogramm und die Wiesenbewässerung in den Queichwiesen sind auf Vorschlag von Rheinland-Pfalz immaterielles Kulturerbe. Das wurde auf der Kultusministerkonferenz (KMK) entschieden. Damit war die KMK der Empfehlung der Experten der Deutschen UNESCO-Kommission gefolgt.
Wiesenbewässerung in den Queichwiesen
Wiesenbewässerung in den Queichwiesen

Insgesamt 64 Bewerbungen waren in den Ländern für die Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis eingereicht worden. Das Expertenkomitee bei der Deutschen UNESCO-Kommission hatte diese anhand fachlicher Kriterien geprüft und bewertet. Ein Drittel der Anträge wurde für die Aufnahme empfohlen.

„Die Aufnahme des Welttanzprogramms und der Wiesenbewässerung in das Bundesweite Verzeichnis machen deutlich, dass es nicht allein die großen geschichtsträchtigen Stätten und Kulturlandschaften sind, die unsere kulturelle Identität ausmachen und die es wert sind, sich ihre Bedeutung ins Bewusstsein zu rufen. Hinter den bereits aufgenommen Kulturformen wie z.B. der Morsetelegraphie, der Genossenschaftsidee, des Forster Hanselfingerhut-Spiels oder der Töpfertradition Westerwälder Steinzeug stehen Fertigkeiten, Künste oder Ideen, die uns in unserer kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung, aber auch in unserem Verständnis von Freiheit und Selbstbestimmung weitergebracht haben. Die Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes hat den einmaligen Stellenwert, der diese Anträge auszeichnet, überregional sichtbar gemacht“, so Kulturminister Konrad Wolf.
Das Welttanzprogramm (WTP) für den Paartanz wurde als inhaltliche und methodische Basis in Deutschland entwickelt. Auf der ganzen Welt tanzen Menschen nach den dort festgelegten Grundschritten. Es wird in Tanzschulen unterrichtet, in Weiterbildungseinrichtungen vermittelt und in Vereinen gepflegt. Ursprünglich umfasste das WTP elf Tänze: Die fünf Standardtänze Blues, Foxtrott, Langsamer Walzer, Tango und Wiener Walzer, die fünf lateinamerikanischen Tänze Cha-Cha-Cha, Jive/Boogie, Paso Doble, Rumba, Samba sowie den Beat. 1979 ersetzte der Discofox den Beat,  später kam noch Rock ’n’ Roll hinzu. Danach wurden noch Mambo/Salsa, Marschfox und Merengue hinzugefügt. Das Expertenkomitee hat das Welttanzprogramm für das „Register Guter Praxisbeispiele“ der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen, weil dieses offene und inklusive Modellprogramm niedrigschwellige tänzerische Bildung für jedes Lebensalter und Lebenslagen bietet. Es vermittelt zugleich wichtige gesellschaftliche Werte des respektvollen Umgangs zwischen Partnern und übt entsprechende soziale Umgangsformen ein.

Die zweite, in das bundesweite Verzeichnis neu aufgenommene Kulturform, die Wiesenbewässerung in den Queichwiesen zwischen Landau und Germersheim gibt es bereits seit dem Mittelalter. Als landwirtschaftliche Kulturtechnik war sie für die Bevölkerung von existentieller Bedeutung. In dieser relativ niederschlagsarmen Gegend konnte das Wachstum der Wiesenvegetation durch eine systematische kurzzeitige Rieselbewässerung der Wiesen mit Wasser der Queich, einem Nebenfluss des Rheins, deutlich gesteigert werden. Auch dessen Düngewirkung war von großer Bedeutung. Anwendung und Praxis folgen heute grundsätzlich jener der Vergangenheit, adaptiert auf die moderne Zeit. Das Expertenkomitee hat die Wiesenbewässerung für die Aufnahme empfohlen, weil sie auf einem nachhaltigen Umgang mit der natürlichen Ressource Wasser basiert. Bis heute wird die Tradition durch das Engagement diverser Landwirte, Vereine und Stiftungen lebendig gehalten und im Rahmen von Führungen und interaktiven Ausstellungen weitergegeben. Dabei stehen das Wissen um Naturschutz, Naturkunde und Biodiversität genauso im Fokus wie dessen praktische Anwendung.

Die Bundesrepublik Deutschland ist im Jahr 2013 dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes beigetreten. Seitdem werden lebendige Traditionen und Praktiken ausgewählt, die den Kulturträgern ein Gefühl von Identität und Kontinuität vermitteln. Dazu zählen etwa gesellschaftliche Bräuche, darstellende Künste, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und handwerkliche Fertigkeiten. 2016 war Deutschland mit seiner ersten UNESCO-Nominierung der Genossenschaftsidee erfolgreich. Dazu wurde ein Antrag länderübergreifend in Rheinland-Pfalz und Sachsen vorbereitet.
Weitere Informationen: <link http: www.unesco.de immaterielles-kulturerbe>www.unesco.de/immaterielles-kulturerbe

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