2007 - Skulpturen am Fluss
Barrierefrei: Dieser Skulpturenweg ist barrierefrei.
Ansprechpartner: Frau Souville, Tel.: 06501-83197
Beschreibung
2007 - ein Jahr reich an großen Ereignissen in der Kunst: Dokumenta, Skulpturprojekte Münster; und auch in unserer Region inszenierte Luxemburg und seine Großregion gleichsam ein Festival für die bildenden Künste.
Aber da gab es auch noch Raum und Aufsehen für ein internationales Bildhauersymposion mit zehn Künstler/innen in der Verbandsgemeinde Konz, einer Gemeinde, die durch Aktivitäten dieser Art längst von sich Reden gemacht hat; anknüpfend an zwei frühere Bildhauersymposien an der Obermosel und eingebunden in das große Projekt des Skulpturenweges Rheinland Pfalz, der sich Jahr für Jahr ein Stück weiter durch unser Land bahnt.
Im August/September haben Werner Bitzigeio und Jürgen Waxweiler aus Rheinland-Pfalz, Dorsten Diekmann aus Nordrhein Westfalen, Johannes Michler aus Schleswig-Holstein, Birgit Knappe aus Berlin und Thomas Link aus Bayern sowie Eileen MacDonagh aus Irland, Maria-Claudia Farina aus Italien, Sigrún Ólafsdóttir aus Island und Ton Kalle aus den Niederlanden in den Gemeinden Konz und Kanzem gearbeitet und für ihre Skulpturen und Plastiken an Bach- und Flussläufen ihren Standort gefunden. Hier steht nun Kunst nicht auf musealem Sockel, hier steht sie im öffentlichen und nicht im städtischen sondern im ländlichen Raum.
Das Bildhauersymposion hat Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit gegeben, Kunst in ihrem Werden bis zu ihrer Vollendung zu erleben. Viele Besucher haben beobachtet, mit welcher handwerklichen Kraftanstrengung einerseits und welcher Innerlichkeit und Sensibilität andererseits der künstlerische Arbeitsprozess vonstatten geht; ganz gleich welches Material, welche Vorgehensweise der Bildhauer gewählt hat. Es sind Orte entstanden, die zur Begegnung mit der Kunst einladen und die Anstöße geben. In wenigen Wochen sind die Skulpturen und Plastiken des Symposions zum Ziel von Spaziergängen, Radtouren und Ausflügen geworden. Die Skulpturen und Plastiken des Symposions bieten viele Ansichten, sie wollen entdeckt und erfahren werden, gilt es doch, sie unter vielen Blickwinkeln zu betrachten.
Die Bildhauer sind in ihrem Fach ausgewiesen, alle sind freiberuflich tätig und symposionerfahren und alle haben mit ihren Arbeiten ein beredtes Zeugnis ihrer großen Professionalität abgelegt. Nicht nur die unter freiem Himmel aufgestellten Arbeiten, sondern auch die der zeitgleich stattfindenden gemeinsamen Ausstellung im Kloster Karthaus veranschaulichen ihr facettenreiches Können. Sie haben zugleich zeitgenössische Bildhauerei für uns erlebbar gemacht.
Für mehr als vier Wochen tauschen die Künstler ihre Bildhauerwerkstatt gegen ein großartiges Freiluftatelier ein. Die Auseinandersetzung beginnt in und mit der Landschaft. Dazu gibt es bereits im Vorfeld ein Stelldichein.
Die Landschaft der Region ist dem Künstler noch nicht vertraut. Hier muss er erst schauen, spüren - geographisches, geologisches und topographisches. Die Auswahl des möglichen Aufstellungsortes und des Steines folgen. Die erste Auseinandersetzung mit dem Stein beginnt im Steinbruch. Mit kreativen Ideen und kritischen Machbarkeitsüberlegungen gelangt der Bildhauer dann schon in eine gute Ausgangssituation.
Das Material ist in unserem Fall der Udelfanger Sandstein, der auf der linken Moselseite vor Millionen Jahren entstand und für Bildhauer- und andere Steingestaltungsarbeiten seit Beginn des 19. Jahrhunderts gebrochen wird. Der auserwählte Rohling wird begutachtet, gemessen, gewichtet, notiert, skizziert und markiert, bis er von starken Maschinen und guten Geistern zum Arbeitsort transportiert wird. Und dann geht es mit aller Zuversicht, mit Mut und Neugier, Hoffnung und Zweifel, mit ganz traditionellem und schwerem Gerät an die Arbeit. Nun ist es am Künstler, dem Stein seine Handschrift und eine neue Gestalt zu geben, ihm seine Form zu entlocken, ihm seine natürliche Haut zu lassen oder ihn neu zu gewanden, ihn für sein neues Umfeld und sein neues Ambiente zu bearbeiten. Bildhauerarbeit ist hier Aktion und Reaktion, ein Geben und Nehmen, eine individuelle Zwiesprache zwischen dem Künstler und seinem Material; sie wird überdies beeinflusst von der Atmosphäre des Symposions, dem Miteinander der Kollegen, den örtlichen Gegebenheiten, dem Interesse der Besucher.
Nur etwas anders ist die Ausgangssituation bei den Metallbildhauern. Während die Steinbildhauer unmittelbar das Naturprodukt Stein verändern und gestalten, ist das Ausgangsmaterial für den Stahlbildhauer bereits artifiziell. Er komponiert geradezu etwas ganz Neues. Aus dem geschürften Erz und gegossenen Stahl, der jetzt erst für ihn beliebig formbar ist, gestaltet er in einem additiven Prozess sein Kunstwerk. Es ist schon ganz phantastisch, wenn Stahl befreit von den Zwängen der Funktion, ganz der kreativen Formgebung des Bildhauers überlassen bleibt.
Das Symposion ist eine publikumswirksame Art, auf Kunst aufmerksam und die Menschen aufnahmebereit für sie zu machen. Kunst ist hier nicht Selbstzweck. Sie vermittelt in besonderer Weise etwas von dem Schönen, dem Sinnlichen, dem Poetischen.
"Jedes Kunstwerk will sein Gegenüber treffen, fesseln, mitnehmen, verstricken; es will uns berühren durch etwas, wovon wir auf diese Weise sonst nicht berührt werden." (Martin Seel).
Hier ist keine Arbeit aus dem Atelier nach draußen nur versetzt worden, sondern es sind Skulpturen und Plastiken entstanden, die sich mit dem "Draußen" auseinandersetzen. So kommt es zu der gelungenen Symbiose zwischen Kunst und Natur, die für uns das gewohnte Bild außer Kraft setzt, unsere Wahrnehmung und ästhetische Erfahrung von Kunst intensiviert und verändert - genau das haben wir durch das Symposion erlebt.
Hildegard Reeh, Künstlerische Leitung