Der Gerty-Spies-Literaturpreis der Landeszentrale für politische Bildung ist nach der Schriftstellerin Gerty Spies benannt, die 1897 in Trier geboren wurde und als Jüdin in das KZ Theresienstadt deportiert wurde. Dort begann sie zu schreiben, auch um geistig zu überleben. Gerty Spies starb am 10. Oktober 1997 im Alter von 100 Jahren in München. Der Gerty-Spies-Literaturpreis wird nunmehr alle zwei Jahre vergeben. Damit soll die Bedeutung der Auszeichnung unterstrichen werden. Die letzten Preisträger waren Ralf Rothman, Ulrich Pelzer, Ursula Krechel und Navid Kermani.
Die Jury wählte Milo Rau aus, da er wie kein anderer Kunst, Literatur und Politik verbinde. „Gerade in der heutigen Zeit, in der Rassismus, Antisemitismus und Extremismus Menschen und Gesellschaft, auch über Terroranschläge, bedrohten, sei eine klare Positionierung der Gesellschaft und der Kunst für Menschlichkeit und politisches Engagement notwendiger denn je“, heißt es in der Begründung.
„Kunst und Theater waren immer auch politisch, angefangen vom Thea-ter der griechischen Antike bis hin zu Friedrich Schiller und Bertolt Brecht. Augusto Boal, Thomas Bernhard, Christoph Schlingensief oder Heiner Müller stehen ebenfalls für diese Verbindung. Heute ist dies der Regisseur und Autor Milo Rau, der auf vielfältige und beeindruckende Weise Politik und Realität mit Theater, Literatur und Kunst verbindet. Man könnte sagen, für ihn ist die Kunst eine pazifistische Waffe im Kampf für mehr Menschlichkeit. Und sie bleibt gleichzeitig Kunst, keine Agitation. Wo andere wegschauen, schaut er genauer hin.
In Rheinland-Pfalz fühlen wir uns besonders mit den Projekten von Milo Rau zum Völkermord in Ruanda („Hate Radio“) oder mit „Das Kongo Tribunal“ verbunden, schließlich pflegt das Land eine langjährige Gras-wurzelpartnerschaft mit Ruanda. Der weltoffene Anspruch in Rheinland-Pfalz verbindet sich hier mit dem Ziel der politischen Bildung, aufzuklären und für Demokratie zu werben. Dass Milo Rau kontroverse Themen mit den Mitteln der Kunst thematisiert, trifft sich mit dem Ziel der politischen Bildung, auch kontroverse Themen - neben historisch-politischer Bildung - aufzugreifen. Politische Bildung muss in Zukunft weiter neue Wege gehen, um neue und weitere Zielgruppen zu erreichen, und dies kann auch mit den Mitteln des Theaters geschehen. Das Theater ist der politischen Bildung und der Politik hier oft schon voraus“, so Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz für die Jury des Gerty-Spies-Literaturpreises. Die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz gratuliert herzlich!
Es ist geplant, dass die Preisverleihung am 24. Mai 2020 (vorbehaltlich der weiteren Entwicklung hinsichtlich der Corona-Krise) in Landau in der Südpfalz stattfindet.