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Gutenbergs Erfindungen auf dem Prüfstand - Teilnahme des Gutenberg-Museums am Jikji-Online-Forum

In Asien wurde bereits im 7. Jahrhundert n. Chr. der Holztafeldruck erfunden und Koreas damaliger König Sejong setzte sich für eine Verbesserung der seit 1234 entwickelten beweglichen Metall-Lettern ein. Dann, mehr als 200 Jahre später, gelang dem Patrizier Johannes Gutenberg, ebenso mithilfe von beweglichen Metall-Lettern, in Serie seine Gutenberg-Bibeln zu drucken.
Die ostasiatische Abteilung des Gutenberg-Museums im 2. OG - ©Gutenberg-Museum, Foto: Carsten Costard
Die ostasiatische Abteilung des Gutenberg-Museums im 2. OG - ©Gutenberg-Museum, Foto: Carsten Costard

Zweifelhaft ist demnach, ob Gutenbergs Erfindungen bloße Kopien dieser asiatischen Drucktechniken sind, oder ob in seiner Innovation eine noch nie dagewesene Ingenieursleistung innewohnt. Diese These wurde im Videobeitrag der wissenschaftlichen Tagung der „World Jikji Culture Association (WJCA)“ von Dr. Volker Benad-Wagenhoff untersucht. Als externer Kurator für ostasiatische Schrift- und Druckgeschichte des Gutenberg-Museums beschäftigt sich Dr. Volker Benad-Wagenhoff seit langem mit der Frage um die Urheberschaft beweglicher Lettern und wurde vom Weltmuseum der Druckkunst beauftragt, seine Expertise während der Videokonferenz zu teilen. Die „WJCA“ setzt sich für den kulturell-globalen Austausch von „Jikji“ ein, das bisher älteste Buch von 1377, welches mit beweglichen Metall-Lettern gedruckt wurde und somit als Wurzel der Wissens- und Informationskultur gilt. 

In seinem Vortrag mit dem Titel: „Gutenberg, a copy of Korea Metal-letter?“ unterscheidet Dr. Benad-Wagenhoff zwischen asiatischen Lettern und den europäischen Drucktypen. Diese Drucktypen sind Teil einer neuen europäischen Drucktechnologie, die von vier Erfindungen Gutenbergs gekennzeichnet wurde: Der Druckerpresse, die eine serielle Produktion von Druckprodukten ermöglichte, der Farbe, die einen beidseitigen Druck gestattete, der Buchstabentype, die aus einer widerstandsfähigen Legierung aus Blei, Zinn und Antimon bestand und der Matrize, mit der präzise Buchstaben produziert werden konnten. Diese Kombination etablierte einen neuen Qualitätsstandard um 1500 und gilt bis heute als Urtyp des modernen Drucks.

Anhand dieser historischen Fakten und des Vergleichs der unterschiedlichen Druckweisen kann Dr. Benad-Wagenhoff zusammenfassen: Gutenbergs Metalltypen sind keine Kopien koreanischer Lettern.

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