Kriminalität und Gesellschaft stehen in einem vielschichtigen Verhältnis zueinander. So ist es stets die Gesellschaft, die ein bestimmtes Verhalten als kriminell definiert. Soziale Gegebenheiten bewirken Kriminalität und bestimmen den Umgang mit ihr. Umgekehrt wirkt kriminelles Verhalten auf die Gesellschaft ein, bis hin zur nachhaltigen Veränderung von Lebensbedingungen und Lebensgefühl – wie erst jüngst die Verbrechen des 11. September eindringlich gezeigt haben.
Die Vortragsreihe des Instituts für Geschichtliche Landeskunde knüpft an die gemeinsame Landesausstellung der rheinland-pfälzischen und saarländischen Archive „Unrecht und Recht. Kriminalität und Wandel von 1500-2000“ an, die zur gleichen Zeit als Wanderausstellung im Mainzer Landtag gezeigt wird. Die Referentin und die Referenten verfolgen das Thema Kriminalität und Gesellschaft vom Spätmittelalter bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs unter verschiedenen Aspekten.
Nach einem Überblick über die Entwicklung von Kriminalität und Gesellschaft im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit wird die Kriminalisierung gesellschaftlicher Randgruppen im Spätmittelalter thematisiert. Ein Vortrag über „Hinrichtungsrituale“ untersucht die öffentliche Inszenierung von Todesstrafe als extremsten Ausdruck staatlicher Strafgewalt. Die oftmals romantisierten Räuberbanden des späten 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts werden mit dem „Schinderhannes“ in die gesellschaftliche Realität ihrer Zeit gestellt. Im abschließenden Referat wird die veränderte Einstellung zu politischer Gewalt im italienischen Faschismus - im Vergleich auch mit dem deutschen Nationalsozialismus – untersucht. Die Vorträge im Einzelnen:
Dienstag, 14. Januar 2003:
Prof. Dr. Gerd Schwerhoff (Dresden): Kriminalität in Spätmittelalter und Neuzeit
Dienstag, 21. Januar 2003:
Prof. Dr. Ernst Schubert (Göttingen): Duldung, Diskriminierung und Verfolgung gesellschaftlicher Randgruppen im ausgehenden Mittelalter
Dienstag, 28. Januar 2003:
Dr. Jutta Nowosadtko (Essen): Hinrichtungsrituale
Dienstag, 25. Februar 2003:
Udo Fleck (Trier): „Ein Messer in der Hand und eins im Maul!“ – Die Schinderhannesbande (1796-1803)
Dienstag, 18. März 2003:
Dr. Jens Petersen (Rom): Kriminalität und politische Gewalt im faschistischen Italien. Ein deutscher Blick auf ein italienisches Problem
Die Vorträge finden jeweils um 19.00 Uhr im Haus am Dom (Mainz, Liebfrauenplatz) statt. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen. Die Vorträge sind kostenlos.
Weitere Informationen:
Institut für Geschichtliche Landeskunde
an der Universität Mainz e.V.
Johann Friedrich von Pfeiffer-Weg 3
55099 Mainz
Tel.: 06131/ 39 24827
Fax: 06131/ 39 25508
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