Seit 1961 vergibt die Stadt Trier den Ramboux-Kunstpreis an bildende Künstlerinnen und Künstler. In diesem Jahr standen sich Preisträger und Namensgeber des Kunstpreises dabei besonders nahe: In seiner Festrede hob Kulturdezernent Markus Nöhl die geistige Verwandtschaft von Johann Anton Ramboux, dem bedeutenden Trierer Maler und Grafiker des 19. Jahrhunderts, und Clas Steinmann hervor. „Beide sind nicht nur hinsichtlich ihrer künstlerischen Technik auf der Höhe ihrer Zeit. Sie eint auch ihr Engagement für Bildung und junge Menschen“, so der Kulturdezernent. Mit seinen druckgrafischen Ansichten Triers und der Antike überzeugte Johann Anton Ramboux nicht nur als Meister seines Fachs. Er fertigte auch kunsthistorische Bildvorlagen für den Unterricht und setzte sich damit für die kulturelle Bildung ein.
Auch Clas Steinmann war über Jahrzehnte in doppelter künstlerischer Mission tätig. Neben der eigenen künstlerischen Laufbahn ging der Absolvent und Meisterschüler der Hochschule für Bildende Künste Berlin als Professor für Zeichnen und Gestaltungsgrundlagen an der damaligen Fachhochschule Trier in die Lehre. Ähnlich Ramboux entwickelte er sich zu einem Vorreiter neuer druckgrafischer Verfahren, indem er seit den 70er-Jahren die noch jungen Möglichkeiten der digitalen Bildtechniken in seine Arbeit einbezog. Sein gewandter Umgang mit den künstlerischen Medien lässt sich in der aktuellen Einzelausstellung nachvollziehen, die im Rahmen des Kunstpreises im Stadtmuseum Simeonstift eröffnet wurde. Mit der Verlinkung von Malerei, Zeichnung, Fotografie und digitaler Bildbearbeitung bricht er hier die herkömmliche Sicht auf die Realität und knüpft so an Fragen der Gegenwart an.
In einem Künstlergespräch mit Dr. Bärbel Schulte, der stellvertretenden Direktorin des Stadtmuseums, legte Clas Steinmann seinen künstlerischen Ansatz dar. Die geladenen Gäste, unter denen sich auch Oberbürgermeister Wolfram Leibe befand, honorierten seine kurzweiligen und persönlichen Ausführungen mit viel Applaus. Der authentische Auftritt des Künstlers bestätigte die gute Wahl des Kulturausschusses für den Ramboux-Kunstpreis 2022. Nach Peter Krisam, Jupp Zimmer, Werner Persy, Manfred Freitag und Dieter J.J. Sommer war Clas Steinmann der sechste Künstler, der diese besondere Ehrung für sein Lebenswerk erhielt.
Viele Besucher nutzten am Wochenende die Möglichkeit, bei freiem Eintritt und einem Glas Wein auf dem sonnigen Kreuzgang des Stadtmuseums sich die neue Ausstellung anzuschauen. An die 300 Gäste konnte das Museum am ersten Ausstellungstag vermelden. Vor allem durch seine Kunstwerke im öffentlichen Raum – wie beim Rheinischen Landesmuseum oder dem Mahnmal für die deportierten Sinti und Roma in der Windstraße – ist Clas Steinmann vielen Trierern bekannt.
Die Ausstellung ist noch bis 24. April 2022 zu sehen. Im Museumsshop ist eine Publikation erhältlich.