„Durch die Auszeichnung als Weltkulturerbe haben wir, haben Worms, Mainz und Speyer, hat das Land Rheinland-Pfalz eine dauerhafte Verantwortung dafür, SchUM zu einem stärkeren Bewußtsein in der Öffentlichkeit zu verhelfen“, betonte Kultursstaatssektreär Prof. Dr. Jürgen Hardeck. „Jenseits der Bewahrung und Vermittlung der Bedeutung der jüdischen Stätten in den drei SchUM-Städten am Rhein, gilt es, SchUM für uns heute wieder lebendig werden zu lassen und seine aktuelle Relevanz zu vermitteln. Hierfür ist dieses Residence-Projekt ein sehr gelungenes Beispiel, welches wir als Kulturministerium sehr gerne mit 40.000 Euro unterstützt haben.“
„Gerade auch vor dem Hintergrund des erschreckenderweise wieder wachsenden Antisemitismus, ist es umso wichtiger, dass jüdisches Leben und Kultur in unserem Land präsenter - aber auch selbstverständlicher - wird. Toleranz gegenüber Intoleranz darf es nicht geben“, so Hardeck.
Die zwei Stipendiatinnen und der Stipendiat wurden 2021 durch eine Jury aus über 90 aus der ganzen Welt eingegangenen Bewerbungen ausgewählt. Aufgrund der Pandemiebeschränkungen musste die für 2021 vorgesehene Realisierung der Arbeitsaufenthalte auf dieses Jahr verschoben werden. Die Kunstwerke von Germán Morales und Katya Oicherman sind noch bis zum 18. September im Kunsthaus der Stadt Worms zu sehen.
Die Stipendiatinnen und Stipendiaten
Die bildende Künstlerin Katya Oicherman aus Minneapolis/USA beschäftigte sich in Worms mit den Schriften des Chronisten Juspa Schammes, der im 17. Jahrhundert Legenden und Gebräuche der jüdischen Gemeinschaft beschrieben hat. Oichermann verarbeitete sie in Form von Handstickereien und bezog sich dabei auch auf historische Illustrationen.
Die Komponistin Avery Gosfield hat sich Speyer als Ort ausgesucht und entwickelte als Spezialistin für mittelalterliche Musik auf Original-Instrumenten ein Programm auf der Basis von literarischen und musikalischen Überlieferungen aus der Geschichte der SchUM-Städte.
Der argentinische Architekt Germán Morales war in Mainz zu Gast. Bereits in seinem Heimatland hat er sich intensiv mit der Ansiedlung jüdischer Kolonien im 19. und frühen 20. Jahrhundert beschäftigt. Nun hat Morales in den drei SchUM Städten die baulichen Überreste der jüdischen Geschichte in Zeichnungen und Fotografien dokumentiert und erlebbar gemacht.
Hintergrund
Die internationale Ausschreibung „Artist in Residence“ richtete sich an Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen "Visuelle und Medienkunst", "Architektur, Design und Gestaltung", "Musik" und "Literatur". Ziel der Projektstipendien war es, ein künstlerisches Vorhaben, das sich mit der Geschichte der SchUM-Gemeinden und ihrem religiösen, kulturellen und architektonischen Erbe befasst, zu realisieren.
SchUM steht für den Verbund, den die jüdischen Gemeinden der Städte Speyer, Worms und Mainz im Mittelalter bildeten. Das Wort SchUM ist eine Abkürzung aus den hebräischen Anfangsbuchstaben dieser drei Städte.