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Neues Buch zum Kurfürstlichen Schloss erschienen – Glanz und Elend einer kurfürstlichen Residenz

Es ist eines der imposantesten Wahrzeichen der Stadt, war eine der bedeutendsten Residenzen des Heiligen Römischen Reichs und steht – sobald das Römische Germanische Zentralmuseum (RGZM) die Räumlichkeiten verlässt – vor einer umfassenden Sanierung: Das Kurfürstliche Schloss.
Mainzer Schloss_Cover
Mainzer Schloss_Cover

Um diesen für die Mainzer Geschichte und das Stadtbild herausragenden Bau zu würdigen, ist jetzt ein 280 Seiten starkes und mit über 300 Abbildungen reich bebilderter Band im Michael Imhof Verlag erschienen: „Das Mainzer Schloss – Glanz und Elend einer kurfürstlichen Residenz“. Das Buch geht auf ein wissenschaftliches Kolloquium aus dem Jahr 2016 zurück und fasst erstmals das überlieferte Material zum Schloss mit den historischen Plänen und Ansichten zusammen. Darüber hinaus präsentiert es zahlreiche neue Erkenntnisse zur Baugeschichte und architekturhistorischen Einordnung, zu den im Krieg zerstörten inneren Raumfolgen und zum städtebaulichen Umfeld zwischen Kurfürstenresidenz und modernem Regierungsviertel des 20. Jahrhunderts.

Das von Dr. Georg Peter Karn und Prof. Dr. Matthias Müller im Auftrag der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) sowie des Instituts für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität herausgegebene Buch ist in erster Linie ein wissenschaftliches Kompendium und ein umfassendes Nachschlagewerk zu über 650 Jahren Mainzer Schloss-Geschichte. Vor allem aber, so der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling bei der Präsentation des Bandes, führt es dem Leser und der Leserin die historische wie auch die heutige Bedeutung des Schlosses sehr anschaulich vor Augen: „Es weitet den Blick für eine unserer wichtigsten Sehenswürdigkeiten, deren reiche Geschichte ja nicht vorbei ist, sondern an die wir mit sehr konkreten Zukunftsplänen anknüpfen möchten.“ 

Denn nach dem Auszug des RGZM soll mit der Sanierung und dem Umbau des Schlosses gestartet werden. Dafür sind der Stadt Mainz bereits Fördermittel durch den Bundeshaushalt in Höhe von 23,7 Millionen Euro zugesagt worden – „für mich ein Zeichen“, so Ebling, „welche Bedeutung dem Bau eben nicht nur für die Mainzer, sondern auch für die deutsche Geschichte insgesamt beigemessen wird.“

Auch die Landeskonservatorin, Dr. Roswitha Kaiser, dankte als Direktorin der Landesdenkmalpflege der GDKE allen Projektbeteiligten und Mitwirkenden und betonte, dass „mit der Entscheidung zu weiterer bauhistorischer Forschung, der Bildung eines Expertengremiums und der Wahl eines denkmalerfahrenen Architekturbüros die Stadt Mainz bereits wichtige Schritte für eine gute und nachhaltige Zukunftsperspektive ihres Mainzer Schlosses bewerkstelligt hat“.

Der Schwerpunkt des Bandes „Das Mainzer Schloss – Glanz und Elend einer kurfürstlichen Residenz“ ist die kurfürstliche Zeit, die in vielerlei Hinsicht noch nicht erforscht ist. Das Buch gliedert sich dabei in drei Abschnitte: Das Residenzschloss als Gebäude mit neuen Erkenntnissen zur Baugeschichte sowie zur kunstgeschichtlichen Stellung des Schlosses im Residenzbaugeschehen des Hl. Römischen Reiches, auch die Raumfolgen im Inneren des Schlosses werden vorgestellt genauso wie die Porträtköpfe über den Fenstern, die eine Galerie bedeutender Persönlichkeiten mit Mainzer Bezug darstellen. Im zweiten Abschnitt geht es um das Schloss in seinem Verhältnis zum Residenzbezirk, zu dem noch eine Reihe weiterer Bauten gehörte, sowie zur Stadt in der kurfürstlichen Zeit, beleuchtet wird u.a. auch der fast vergessene Schlossgarten. Schließlich befasst sich der dritte Abschnitt mit der Umbruchsituation nach dem Ende der kurfürstlichen Herrschaft. Abschließend bietet das Buch noch einen Ausblick zur jüngeren Entwicklung im 20. Jahrhundert im Spannungsfeld zwischen städtischem Freiraum und Regierungsviertel des Landes.

Ein weiterer Aspekt der Schlossgeschichte wird in dem Band nur gestreift: Die bürgerliche Zeit des Schlosses im 19. und 20. Jahrhundert. Hierzu ist ein eigenes Kolloquium geplant, das am 29./30. Oktober 2021 im Schloss mit Unterstützung der Stadt Mainz, dem Altertumsverein, dem Institut für geschichtliche Landeskunde und der GDKE veranstaltet wird. Dabei geht es dann u.a. um das Schloss als ursprüngliche Heimat aller Mainzer Museen und der Stadtbibliothek, zugleich als Ort der Fastnacht sowie als politischer Ort seit der Französischen Revolution.

Der 280 Seiten starke Band „Das Mainzer Schloss – Glanz und Elend einer kurfürstlichen Residenz“ kostet 35 Euro und bietet reichlich Bildmaterial, darunter historische Pläne und Ansichten sowohl zum Bau als auch zum städtischen Umfeld, Zeichnungen und Pläne zur historischen Entwicklung und zahlreiche historische und moderne Fotografien, auch von den Innenräumen sowie von den Porträtköpfen.

Für die Herausgeber Dr. Georg Peter Karn und Prof. Dr. Matthias Müller ist ein wichtiges Ziel des Bandes, Anregungen zu geben für die anstehenden Sanierungsmaßnahmen, damit bei dem funktionsgerechten Ausbau des Schlosses auch die Aura des bedeutenden historischen Ortes sichtbar wird, was auch zur Attraktivität des Kongresszentrums beitragen werde. 

Trotz seines wissenschaftlichen Ansatzes sei der Band, so die Herausgeber, nicht nur für Fachleute gedacht, sondern für alle historisch interessierten Mainzerinnen und Mainzer, die ihr Schloss wiederentdecken und manche bisher unbekannte Seite an ihm kennenlernen möchten, denn so Oberbürgermeister Michael Ebling in seinem Grußwort: „Noch nie zuvor war alles rund um die Stadtresidenz der Mainzer Erzbischöfe so vollständig zwischen zwei Buchdeckeln vereint und greifbar“.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Agentur & Verlag Bonewitz

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