Im Mauerwerk der Synagoge zeigt sich seit einiger Zeit eine verstärkte Rissbildung. Alt kündigte an, dass die Landesregierung die Vorbereitungen der Stadt Worms zur Sanierung des bedeutenden Kulturbaus mit 56.000 Euro unterstützt. „Die Synagoge in Worms ist ein einzigartiges Kulturdenkmal und ein zentrales Monument für den Welterbeantrag ‚SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz‘. Natürlich sieht man vor diesem Hintergrund die Rissbildung zunächst einmal mit Sorge. Dass solche Schäden an historischen Gebäuden auftreten, kann man jedoch leider nie ausschließen. Ziel ist es, möglichst schnell die Ursachen für die Rissbildung zu klären und zu beheben. Anschließend muss ein Maßnahmenplan erarbeitet werden, um die Sanierung in die Wege zu leiten.
Gebete und das Feiern von Gemeindegottesdiensten werden in der Synagoge weiter möglich sein und die jüdischen Feiertage werden bei den Bauarbeiten berücksichtigt werden“, betonte Denis Alt in Worms beim Besuch der Synagoge. Der Synagogenbezirk in Worms mit den mittelalterlichen Bauten Synagoge, Frauenschul, Mikwe und Synagogenhof, der später erbauten „Raschi-Jeschiwa“ und der Judenratsstube sowie dem 1980-82 auf den mittelalterlichen Fundamenten des Gemeindeshauses errichteten Raschihaus ist ein einzigartiges Ensemble jüdischer Ritualbau-ten. Gemeinsam mit dem jüdischen Friedhof „Heiliger Sand“ sind sie ein zentraler Be-standteil des Welterbeantrags „SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz“. Für den Welterbeantrag stellten die Mauerwerksbeschädigungen keine Gefährdung dar, so Alt, da die Substanz der Synagoge nicht durch sie gefährdet sei. Alle erforderlichen Maßnahmen zur Sicherung und Sanierung der Synagoge würden ergriffen. „Auch, wenn die Schäden keinen Einfluss auf den Welterbeantrag haben, sind wir doch sehr froh, dass das Land so schnell reagiert und uns Unterstützung zugesichert hat. Vor diesem Hintergrund können wir nun zügig mit den notwendigen Maßnahmen beginnen“, sagte der Wormser Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek.
„Ich bin sehr froh, dass die Entscheidung zur Sanierung der Wormser Synagoge so schnell gefallen ist“, betonte Anna Kischner, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, und dankte sowohl Dr. Denis Alt als auch der Stadt Worms ausdrücklich für die finanziellen Zusagen. Die Stadt Worms hat einen Maßnahmenplan zur Notsicherung der Synagoge erarbeitet. Die jetzt notwendige Ermittlung der Ursachen für die Rissbildung erfolgt in Abstimmung mit verschiedenen Fachleuten, darunter auch der Landesdenkmalpflege und Landesarchäologie. Die kalkulierten Gesamtkosten zur Erstellung des Gutachtens belaufen sich auf ca. 112.000 Euro. Darauf aufbauend können dann die notwendigen Maßnahmen zur Stabilisierung des Untergrundes und zur Sanierung der Mikwe erarbeitet und um-gesetzt werden.
„Damit die Maßnahmen möglichst schnell angegangen werden, hat sich das Land kurzfristig bereit erklärt, die Hälfte des Betrags für die Untersuchung des Baugrundes, also 56.000 Euro, zu übernehmen. Uns ist eine schnelle dauerhafte Sicherung und Erhaltung der Synagoge immens wichtig. Zum einen als Gebets- und Versammlungsraum der jüdischen Gemeinde und zum anderen als zentrales Monument für unseren Welterbeantrag“, so der Staatssekretär. Die verbleibenden 56.000 Euro übernimmt die Stadt Worms. Auf Grundlage der ermittelten Sanierungskosten soll im Anschluss eine Bundesförderung zur Durchführung der Sanierungsmaßnahmen beantragt werden.
Die Synagoge in Worms wurde 1174/75 an der Stelle eines 1034 errichteten Vorgängerbaus erstellt und wurde fast durchgehend über 900 Jahre rituell genutzt. Ihre zweischiffige Anlage war vorbildgebend für zahlreiche andere Synagogen in Europa. Sie wurde mehrfach bei Pogromen beschädigt und in zeitgenössischen Formen wiederaufgebaut. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die Wormser Synagoge, Frauenschul und Anbauten zerstört und in Brand gesetzt. 1957 bis 1961 erfolgte der viel beachtete Wiederaufbau der Synagoge auf den Grundmauern und unter Verwendung aus dem Schutt gesicherter Bauteile. Sie zeugt in ihrer Baugestalt von der fast 1000jährigen Präsens von Jüdinnen und Juden in unserem Land mit den Zeiten des kulturellen Austausches und schrecklicher Verfolgungen.