Bei außerkünstlerischen Phänomenen kann "Inszenierung" alles meinen: glanzvoll-äußerliche Selbstdarstellung, perfekte Verpackung, das Aufbauschen einer Marginalie zur marktgängigen Sensation. Alles das deutet auf unübersehbare Tendenzen der Gegenwart.
In der Musik von heute sind sie ebenfalls zu finden - und die Tagung des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung (INMM), Darmstadt will den kritischen Blick für solche Zusammenhänge schärfen.
Die Tagung fokussiert wesentliche Phänomene der heutigen Musik. Sie widmet sich mit Helmut Lachenmann und Wolfgang Rihm zwei Leitfiguren der Gegenwartsmusik. Beide werden zur Tagung erwartet und werden sich an Diskussionen mit namhaften Referentinnen und Referenten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich beteiligen. Dabei wird es besonders um Fragen der Resonanz und der Vermittlung gehen, im Falle Lachenmanns explizit um seine Bedeutung als ebenso ungewöhnliches wie faszinierendes "Phänomen" des heutigen Musiklebens. Unter den Diskutanten sind mit Isabel Mundry und Jörg Widmann zwei weitere international erfolgreiche Repräsentanten heutigen Komponierens.
Beleuchtet wird bei dieser Tagung auch scheinbar Randständiges, wie etwa die "Inszenierung" von Konzerten. Namhafte KünstlerInnen wie Iva Bittova, Erwin Stache sowie Markus Schmickler und Thomas Lehn werden ihre ungewöhnlichen Klangwelten in Aufführungen und in Gesprächen vorstellen.
Einen weiteren wichtigen Akzent setzt die Veranstaltung, anknüpfend an frühere Tagungen, erneut mit ostasiatischen Musikern. Thema ist hier auch die Frage der Vermittlung von Musik in Zeiten der Globalisierung.
Die Tagung widmet sich auch dem Bereich "Musik in den Medien". Diskussionen, die verschiedene Programmkonzepte öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten beleuchten und dabei bis zur Vermarktung von Pop durch die Medien reichen werden, behandeln signifikante gegenwärtige Vermittlungs-Strategien des Musiklebens. Das INMM geht damit bewusst über den Bereich musikpädagogischer und musikwissenschaftlicher Themenstellungen hinaus, offen gegenüber verschiedenen Fragestellungen des Musiklebens, die angesichts der Sparzwänge vieler kultureller Einrichtungen erheblich an Brisanz gewonnen haben.
Workshops und Erprobungen von Praxismodellen umfassen diesmal Modelle zum Komponieren mit Schülern (Matthias Handschick), ein musikalisch-szenisches Projekt für Kinder mit eigentümlichen Klangerzeugern (Erwin Stache) sowie Experimentelles Musiktheater (Peter Ausländer). Im Rahmen der "KinderUni" sind sie auch speziell für Kinder und Jugendliche zugänglich.
Die Veranstaltung insgesamt möchte faszinierende, durchaus "unvermittelte" Erfahrungen vermitteln und über deren Präsentation reflektieren. Und sie versucht über ästhetische Akzentsetzungen nachzudenken, die nicht unbedingt mit den gängigen Strategien des medienorientierten Musikmarktes paktieren.
Leitung der Tagung: Helmut Bieler-Wendt, Jörn Peter Hiekel, Alexander Schwan, François Förstel, Rudolf Frisius, Nina Polaschegg und Volker Staub.
Kontakt:
Institut für Neue Musik und Musikerziehung
Olbrichweg 15
64287 Darmstadt
Telefon: 06151 - 4 66 67
Fax: 06151 - 4 66 47
inmm@neue-musik.org
Weitere Informationen zu der Veranstaltung finden Sie auf der Homepage des INMM:
Quelle: Institut für Neue Musik und Musikerziehung, Darmstadt