Der 1957 in Speyer geborene Schriftsteller Thomas Lehr erhält nächstes Jahr den Kunstpreis Rheinland-Pfalz, die höchste Auszeichnung des Landes im künstlerischen Bereich. Lehr gehöre bereits jetzt zu den wichtigsten deutschen Gegenwartsautoren, erläuterte der Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur, Professor Dr. E. Jürgen Zöllner, die Entscheidung der Jury.
Bereits mit seinem 1999 erschienenen Roman "Nabokovs Katze", der in weiten Teilen in seiner Geburtsstadt Speyer spiele, habe sich Thomas Lehr in die erste Reihe der deutschen Literatur hineingeschrieben, sagte der Minister. "Seine Nominierung für die Endauswahl des Deutschen Bücherpreises für seinen jüngsten Roman '42' ist ein weiterer Beweis für die ungewöhnliche Sprachkraft dieses Autors", meinte Zöllner.
Der mit 10.000 Euro dotierte Staatspreis wird "zur Anerkennung hervorragender Leistungen" jährlich abwechselnd auf dem Gebiet der Bildenden Künste, der Literatur, der Musik, der Darstellenden Künste und des Films vergeben.
Darüber hinaus werden zwei herausragende Nachwuchstalente mit je einem Förderpreis in Höhe von 2.500 Euro ausgezeichnet. Preisträger sind Monika Rinck und Marcus Braun.
Thomas Lehr, vor 48 Jahren in Speyer geboren und dort aufgewachsen, hat in Berlin Biochemie studiert, wo er heute als freier Schriftsteller lebt. Sein erster Roman "Zweiwasser oder Die Bibliothek der Gnade" (1993) wurde bereits mit dem Rauriser Literaturpreis für die beste deutsche Erstveröffentlichung ausgezeichnet. Der Protagonist des ein Jahr später erschienenen Romans "Die Erhörung" lebt bereits zwischen Realität und Vision, und in Zwischenwelten spielen auch seine letzten Bücher, die Novelle "Frühling" (2001) wie der diesjährige Roman "42", für den Thomas Lehr sogar die Zeit anhält.
"Was mich an diesem neuen Roman von Thomas Lehr besonders fasziniert, ist die Verbindung von moderner Naturwissenschaft und Literatur", sagte Minister Zöllner, denn die Hauptfiguren des Romans gerieten bei einem Besuch des Genfer Kernforschungszentrums CERN in eine Zeitlücke. Durch den Riss im Zeitkontinuum herrsche Nullzeit, die Welt stehe still, nur nicht für die CERN-Besucher, die nun zwischenmenschliche Regungen entwickelten, die Thomas Lehr mit äußerst bildstarker Energie inszeniere.
Mit der Auszeichnung von Thomas Lehr mit dem wichtigsten Preis des Landes für die Kunst wolle man auch deutlich machen, so der Minister, dass Rheinland-Pfalz einen gewichtigen Beitrag zur Spitze der deutschen Literatur leiste.
Monika Rinck wurde 1969 in Zweibrücken geboren. Sie studierte Religionswissenschaften, Geschichte und Komparatistik und lebt heute in Berlin. Bekannt wurde sie mit ihrem viel gelobten Gedichtband "Verzückte Distanzen", der im vergangenen Jahr erschien. In ihren beeindruckenden Gedichten verbinde sie Abstraktion mit Konkretion und eröffne mit ihren hybridisierenden Sprachspielen neue Sprachräume, so die Jury.
Marcus Braun wurde 1971 in Bullay an der Mosel geboren; nach dem Abitur in Wittlich und dem Zivildienst in Mainz studierte er an der dortigen Universität Germanistik, Philosophie und Rechtswissenschaften. Heute lebt auch er als freier Schriftsteller in Berlin. Schon vor den ersten Buchveröffentlichungen galt er als einer der bemerkenswertesten Schriftsteller aus Rheinland-Pfalz. Inzwischen sind von ihm drei Romane im Berlin-Verlag erschienen.
Schon mit "Delhi" (1999), spätestens aber mit den an den Mainzer Unikliniken spielenden "Hochzeitsvorbereitungen" (2003) hat er sich, so die Jury, als "Chronist der Gefühlsverwirrung qualifiziert und dabei bundesweit Aufmerksamkeit erregt".
Kulturminister Zöllner wird die Preise am 7. März 2006 um 19 Uhr im Gutenbergmuseum in Mainz verleihen.