Es handelt sich dabei um einen sogenannten Erstcheck auf NS-Raubgut. Das Projekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste über einen Zeitraum von sechs Monaten mit der maximalen Fördersumme von 40.000 Euro finanziert. Die Organisation und Koordination erfolgt durch den Museumsverband Rheinland-Pfalz. Hierfür steht eine vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz auf zwei Jahre geförderte Koordinierungsstelle für Provenienzforschung zur Verfügung.
Die Stelle verfolgt das Ziel, die Museen des Landes für das Thema der Provenienz von NS-Raubgut zu sensibilisieren. Bereits in den ersten Monaten zeigte sich, dass der Bedarf an der Aufarbeitung der Sammlungsgeschichte groß ist. Dies wurde durch eine Umfrage zur Erwerbsgeschichte und Inventarisierung der rund 500 Museen in Rheinland-Pfalz bestätigt. Oft fehlen den Häusern allerdings die personellen und finanziellen Mittel, um mögliche Unrechtskontexte in ihren Sammlungen eigenständig aufzuarbeiten.
Kulturministerin Katharina Binz erklärt dazu: „Es freut mich sehr, dass es dem Museumsverband Rheinland-Pfalz gelungen ist, infolge der Landesförderung für seine Koordinierungsstelle für Provenienzforschung nun 40.000 Euro Drittmittel für die Provenienzforschung in rheinland-pfälzischen Museen zu gewinnen. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste unterstützt dabei sogar mit dem maximalen Fördervolumen. Ich danke den vier beteiligten Museen, die nun Erstchecks durchführen, sowie allen Häusern, die sich an der Abfrage des Museumsverbands zur Provenienz der Sammlungsbestände beteiligt haben, dass sie sich dieser wichtigen Aufgabe stellen.“
Der Vorsitzende des Museumsverbands Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. Alexander Schubert, zeigt sich sehr zufrieden über den Projektstart: „Die Beschäftigung mit historischem Unrecht ist wichtiger denn je. Die Museen erfüllen hier eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe zur Stärkung und Festigung unserer Demokratie. Dies betrifft aber nicht nur die Vermittlung historischer Gegebenheiten, sondern auch die Aufarbeitung der eigenen Sammlungsgeschichte. Für die meisten kleinen und mittelgroßen Museen in Rheinland-Pfalz ist die notwendige Provenienzforschung nicht ohne finanzielle und personelle Unterstützung leistbar. Dank der Förderung durch das Kulturministerium und das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg können wir nun vier exemplarischen Einrichtungen entsprechende Unterstützung zukommen lassen.“
Die vier Museen vereint eine lange Sammlungsgeschichte, die bis ins 19. oder frühe 20. Jahrhundert reicht. Bei allen liegen Verdachtsmomente vor: Während im Eifelmuseum Mayen eine Sammlung von Judaica unbekannter Provenienz genauer untersucht werden soll, steht im Roentgen-Museum Neuwied ein bedeutendes Möbel des Kunstschreiners Georg Rudolph Gambs im Fokus. Das Erkenbert-Museum verwahrt eine Reihe von Objekten, bei denen Verdachtsmomente auf NS-Raubgut bestehen; dazu zählt etwa ein Drittel der bedeutenden Sammlung Frankenthaler Porzellans aus dem 18. Jahrhundert, dessen Herkunft bislang ungeklärt ist. Das Stadtmuseum in Bad Dürkheim wiederum sieht sich gleich mit zwei Verdachtsmomenten konfrontiert, die mit ehemaligen jüdischen Bürgern der Stadt in Zusammenhang stehen. Im Rahmen des Projekts soll ermittelt werden, ob und inwiefern sich die Verdachtsmomente erhärten lassen.
Für den Erstcheck konnte der Museumsverband die erfahrene Provenienzforscherin Dr. Katja Terlau aus Köln gewinnen. In den kommenden sechs Monaten wird sie die Sammlungsdokumente und Unterlagen der vier rheinland-pfälzischen Museen sichten und verdächtige Objekte auf Provenienzmerkmale wie Markierungen, Stempel, Aufkleber und andere Hinweise untersuchen, die Aufschluss über die Geschichte der Objekte vor ihrer Aufnahme in die Sammlungen geben. Nach Abschluss der Prüfung erhalten die Museen einen detaillierten Forschungsbericht, der ihnen als Grundlage für ihre weitere Arbeit dient.
Weitere Informationen zum Erstcheck NS-Raubgut und den Verdachtsmomenten:
https://www.museumsverband-rlp.de/themen/erstcheck-ns-raubgut