Kontinuierlich hoch im Kurs steht die rheinland+pfälzische Kunstmesse bei den Künstlerinnen und Künstlern des Landes. 305 von ihnen haben sich um eine Teilnahme an der sechsten Kunstmesse beworben, die unter dem neuen Namen „Kunst direkt“ vom 20. bis zum 23. Mai dieses Jahres in der Mainzer Rheingoldhalle stattfindet. „305 Künstlerinnen und Künstler haben ihre Unterlagen eingereicht – das sind zwar nur unwesentlich mehr als vor zwei Jahren, nämlich fünf an der Zahl. Doch in einem Land, dem eine eindeutig bestimmbare Kunstszene fehlt, ist das nach meinem Dafürhalten schon eine stattliche Zahl“, sagte Roland Härtel, Staatssekretär für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur, bei einem Pressegespräch in der Rheingoldhalle.
Eine unabhängige Jury habe die schwierige Aufgabe gehabt, aus den eingesandten Bewerbungen diejenigen Künstlerinnen und Künstler auszuwählen, deren eingereichte Arbeiten am interessantesten erschienen seien. Die Entscheidung sei zu Gunsten von 68 Künstlerinnen, 79 Künstlern und vier Ateliergemeinschaften gefallen. Der Anteil der Frauen, die an der Messe teilnehmen, liege bei 45 Prozent.
Härtel dankte den Jurymitgliedern Dagmar Rehberg (Landesverband der Galerien in Hessen und Rheinland-Pfalz), Detlof Graf von Borries (Vorsitzender des Berufsverbands Bildender Künstler in Rheinland-Pfalz), Andrea Acker (Berufsverband Bildender Künstler in Rheinland-Pfalz), Dr. Anton Anton Friedt (Berufsverband Bildender Künstler in Rheinland-Pfalz), Dr. Ursula Matten (Künstlerin), Birgitta Melten (Redakteurin der Allgemeinen Zeitung Mainz) und Dr. Ariane Fellbach-Stein (Kunstreferentin des Kulturministeriums) für ihre Sichtung der Bewerbungen. „Für die Jury hat es nur ein Kriterium gegeben, das über die Zulassung zur Messe entschieden hat, nämlich die Qualität der eingereichten Arbeiten“, so Härtel.
Anders als beim letzten Mal werden bei „Kunst direkt“ die Bildhauerinnen und Bildhauer das größte Teilnehmerkontingent stellen (29 Künstlerinnen und Künstler dieser Sparte). Gemälde präsentieren 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Messe. Der Rest deckt die gesamte Bandbreite künstlerischer Ausdrucksformen ab.
Erfreut ist Härtel darüber, dass auch in diesem Jahr wieder Künstlerinnen und Künstler aus nahezu allen Teilen des Landes vertreten sein werden. „Die meisten kommen aus dem Großraum Mainz, Zweibrücken und aus der Region Südliche Weinstraße“, sagte der Kultur-Staatssekretär. Er stellte klar, dass darin aber nicht eine Bevorzugung von Bewerberinnen und Bewerbern aus den genannten Regionen zu sehen sei.
Insgesamt zwölf Künstlerinnen und Künstler kommen Härtels Angaben zufolge aus anderen Bundesländern. Das seien zum einen Künstlerinnen und Künstler, die über den Berufsverband Bildender Künstler Hessen an der Messe teilnähmen, zum anderen Künstlerinnen und Künstler, deren Bezug zu Rheinland-Pfalz in jedem Einzelfall geprüft worden sei.
Die restlichen der insgesamt 170 zu vergebenden Stände würden von Gästen genutzt: dem Künstlerhaus Balmoral, Künstlerinnen und Künstler der Partnerländer und –regionen Ruanda, Fujian (China), Dijon, Mittelböhmen, Oppeln und dem Institut für Mediengestaltung. Mit von der Partie seien darüber hinaus verschiedene kulturelle Einrichtungen wie das Kulturbüro Rheinland-Pfalz und das Büro für Innovation, die im Rahmen der Messe über ihre jeweiligen Angebote informieren würden.
„Ich bin davon überzeugt, dass wir eine spannende Kunstmesse erleben werden, die den hoffentlich zahlreichen Besucherinnen und Besuchern einen anregenden Einblick in die zeitgenössische Kunstszene unseres Landes und die unserer Gäste ermöglicht“, resümierte Härtel. Den Reiz von „Kunst direkt“ sieht er auch darin, dass Newcomer wie Anke Völk, Angela Glajcar oder die Bellem Brothers ebenso mitmachten wie namhafte Künstlerinnen und Künstler, beispielsweise Christiane Maether, Johannes und Liesel Metten oder Anton Kokl.
Über den aktuellen Stand der Vorbereitungen von „Kunst direkt“ berichtete August Moderer, Geschäftsführer der Congress Centrum Mainz GmbH (CCM), die seitens des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur mit der Organisation, Bewerbung und Vermarktung der Kunstmesse beauftragt worden ist. „Wir werden ganz sicherlich eine sehr vitale Kunstmesse erleben“, sagte Moderer.
Einige Künstlerinnen und Künstler, wie zum Beispiel Margarete Palz, würden nicht nur als Aussteller auf der Messe zu sehen sein, sondern sich den Besucherinnen und Besuchern auch in Live-Performance vorstellen. „Fantastisches Kleiderspiel“ nenne sich der Auftritt von Palz. Die Künstlerin zeige Models von Fotopapier verschiedenster Motive umhüllt.
Er verwies auf das abwechslungsreiche musikalische Programm während der Messe, das unter anderem durch das Peter Cornelius Konservatorium und die Villa Musica gestaltet werde.
Bestens gesorgt werde für die kleinen Messebesucher. „Unter professioneller Kinderbetreuung durch die Veranstaltungsagentur Culture Box und den Künstler Thomas Benirschke werden Kids zum Töpfern, Malen und Basteln animiert“, erläuterte der CCM-Geschäftsführer.
„Mit einer Kooperation von parallel stattfindenden Veranstaltungen wollen wir die Themen Kunst und Kultur verbinden“, so August Moderer. Mit einer für die Kunstmesse erworbenen Eintrittskarte für die „Kunst direkt“ erhalte der Besucher eine Ermäßigung bei parallel stattfindenden Veranstaltungen in Mainz, wie zum Beispiel im Staatstheater oder im Unterhaus Mainz.
Bereits im Vorfeld der Messe seien die Werbeaktivitäten auf das Thema Kunst abgestimmt – so werde zum Beispiel das Projekt „Kunst ist...“ in der Woche vor der Ausstellung stattfinden. Die Künstler Karin Meiner & Manfred Hammes würden Mainzer darum bitten, den Satz „Kunst ist...“ zu vervollständigen. Die Befragten würden mit einer Polaroid-Kamera abgelichtet. Alle Polaroids würden im Gutenbergladen und später auf der Messe ausgestellt.
Moderer teilte mit, dass unter dem Motto „Backen ist Kunst“ das CCM erstmals eine Werbeaktion über die Filialen der Bäckerei-Konditorei Werner in und um Mainz startet. Insgesamt 200.000 Bäckertüten werden über die Werner Bäckereien an ihre Kunden ab Ende März verteilt um die „Kunst direkt“ in alle Munde zu bringen. Darüber hinaus sei diese Aktion mit einem Gewinnspiel verbunden.
Moderer ist davon überzeugt, dass die „Kunst direkt“ nicht nur eine Attraktion für die Mainzer darstellen wird, sondern das enorme Besucherpotenzial aus der gesamten Rhein-Main-Region mit den einzelnen Werbeaktionen anspricht. Langjährige Kontakte und Erfahrung machten eine Zusammenarbeit beispielsweise mit den Hotels der Stadt möglich.
Detlof Graf von Borries, Vorsitzender des Berufsverbands Bildender Künstler in Rheinland-Pfalz, wies darauf hin, dass es sich bei „Kunst direkt“ - anders als bei den Galeriemessen in Basel, Köln et cetera - um eine „Künstlermesse" handle, zudem um die größte und die erste ihrer Art in Deutschland. Ähnliche Versuche in anderen Bundesländern seien weit weniger erfolgreich. Es gehe nicht nur um die Präsentation von Kunst in fast jeder Form und Ausprägung, sondern auch um ein großes geselliges Ereignis unter Teilnahme von 170 Künstlerinnen und Künstlern mit ihren Freunden und Kunstinteressierten. Das schaffe eine besondere, lockere und zugleich intensive Atmosphäre gegenseitiger Anregung und Motivation. Die Künstlermesse habe daher Festivalcharakter, sagte von Borries.
Es gebe zahlreiche Begegnungen und Kontakte auf allen Ebenen. Gerade durch die enge Anbindung der Rheingoldhalle an die Stadt werde dieser unbeschwerte Charakter der künstlerischen und geselligen Begegnungen noch gefördert. Die zeitgenössische Kunst sei sehr subjektiv, werde ganz geprägt und vielfach auch nur verstanden aus der Individualität der Künstlerpersönlichkeiten. „Es gibt wohl keine bessere Gelegenheit, so viele Künstler mit und durch ihre Arbeiten kennen zu lernen. Es gibt aber auch für die beteiligten - und nicht beteiligten - Künstlerinnen und Künstler kaum eine bessere Gelegenheit der Selbstreflexion, der Auseinandersetzung mit Kritik und der Stärkung einer gemeinschaftlichen Identität als Künstler einer Region“, so der Vorsitzende des Berufsverbands Bildender Künstler in Rheinland-Pfalz.
„Kunst direkt" heiße direkte Kontakte, direkte Dialoge, direkte Ergebnisse aller am künstlerischen Schaffens- und Vermarktungsprozess Beteiligter.
Infos:
Rheinland-Pfälzische Kunstmesse „Kunst direkt“
20. bis 23. Mai 2004
Rheingoldhalle Mainz
Öffnungszeiten
Donnerstag: 13 bis 20 Uhr
Freitag – Sonntag: 11 bis 20 Uhr
Eintrittskartenverkauf während der Messe in der Rheingoldhalle