Haus der Badisch-Pfälzischen Fasnacht
Freiheitsstreben und der Widerstand gegen restaurative Regierungspolitik veranlassten 1840 den Speyerer Carnevalsverein, einen »Narrenhelm« (Nachahmung rechts im Bild) zu tragen, der der Jakobinermütze, Sinnbild der Freiheit während der Französischen Revolution, ähnelte. Das Kappentragen war in vielen Karnevalsvereinen bis etwa in die 1920er-Jahre Pflicht und Erkennungszeichen der Mitglieder. Das Motto »Gleiche Kappen, gleiche Brüder« kam mehrfach zum Einsatz, und jährlich wurden die Kappen neu entworfen. Bis in die 1950er-Jahre bestand manch ein Verein auf das Kappentragen während der Sitzungen auch für Nichtmitglieder, doch genügten preiswerte Papiertüten. Aus der schlichten Kapp' waren allmählich wertvolle, reich verzierte Karnevalsmützen geworden. Links im Bild ist die farbenfrohe Mütze zu sehen, die fast hundert Jahre nach dem Narrenhelm von 1840 von den Gründungsmitgliedern der Speyerer Karnevalsgesellschaft 1937 getragen wurde. Die Quaste der alten Freiheitsmütze ist durch die wechselvolle Geschichte hindurch sichtbar erhalten geblieben. Als ein erster Gründungsversuch einer »Großen Speyerer Karnevalsgesellschaft« 1935 am Einspruch des Kreiskulturwarts und der Staatspolizei gescheitert war, gelang der zweite Versuch mit einer »Neuen Speyerer Karnevalsgesellschaft im Verkehrsverein«, kurz »NSKG«, im Jahre 1937: alles, was damals »NS« hieß, wurde genehmigt. Das Haus der Badisch-Pfälzischen Fasnacht zeigt neben einer Sammlung von Narrenkappen eine rund 4000 Einzelstücke zählende Ordenssammlung, Gardeuniformen und Kostüme für Prinzessinnen, Tanzmariechen und Gardemitgliedern, Urkunden, Dokumente und alte Fotografien. Auch Liedertexte und Liederbücher, Veranstaltungsprogramme, Narrenpässe und die originellen Narrenpreise, wie z.B. den »Speyerer Till«, warten hier auf Sie. (Text und Bild: Christine Schleiser)

Adresse
Wormser Landstraße 26567343 Speyer
Tel.: 06232-41940