Heimatmuseum Kuhardt
Bis in die 1970er-Jahre erklangen die Sirenen der Ziegelei zu Arbeitsbeginn, Mittagspause und Feierabend. Dann musste die »Ziegelhütte« schließen, da sie nicht mehr konkurrenzfähig war. Im Museum hängt eine Luftaufnahme der alten Ziegelei und man kann die Arbeitsbekleidung des Ofenarbeiters an einer lebensgroßen Puppe betrachten. Auch die Produkte selbst sind mit einer kleinen Auswahl ausgestellt. Dass nicht nur zur Römerzeit, sondern auch zwei Jahrtausende später Ziegel gestempelt wurden, zeigt ein Ziegel aus der Zeit des Dritten Reiches, dem ein Hakenkreuz auf den noch weichen Ton gedrückt worden war. Die Ziegeleiarbeiter wurden stets im Spätherbst entlassen und im Frühjahr wieder eingestellt.
Das knappe Arbeitslosengeld oder »Stempelgeld« reichte kaum aus und so lebten die meisten Familien in den Wintermonaten vom Ertrag aus dem Tabakanbau. Zum Trocknen des Tabaks wurden eigene Schuppen benutzt, deren Errichtung Vorrang vor der Erweiterung oder dem Ausbau der Wohnräume hatte. Viele überragen noch heute die Wohngebäude des Dorfes. Das Museum zeigt Bündel getrockneten Tabaks und Geräte zur Herstellung von Zigarren. Ehemals der wichtigste Wirtschaftsfaktor, bildet der Tabak heute nur noch für wenige Landwirte die Existenzgrundlage.
Ein Schulsaal, eine Küche und ein Schlafzimmer aus vergangener Zeit sowie alte Geräte der Landwirtschaft und des Handwerks sind im Haus und im Schuppen hinter der Nachtwächterstube zu sehen. Schauen Sie auch nach der früher bisweilen eingesetzten »Vogelscheuche«, deren durchdringender Pfeifton die Stare vertreiben sollte. Ob die Kirschen geerntet waren, bevor die Vögel den Trick durchschauten? Die etwa 300 Exponate des Museums ermuntern zu Entdeckungsreisen in die Geschichte Kuhardts. (Text und Bild: Christine Schleiser)

Adresse
Hauptstraße 176773 Kuhardt
Tel.: 07272-8318
Fax: 07272-750598