Kirchener Heimatmuseum
Hier steht natürlich die Geschichte der beiden bedeutensten Werke, der Lokomotivfabrik Arnold Jung im Kirchener Jungenthal sowie der Friedrichshütte in Wehbach, im Mittelpunkt. Aber das ist noch längst nicht alles, was die Kirchener Geschichte zu bieten hat. So wundern sich z.B. nicht wenige darüber, dass in Kirchen auch einmal Bier gebraut wurde oder das es in Kirchen auch einmal ein Gefängnis gab. Über dies und vieles mehr informiert das städtische Heimatmuseum.
Den Rundgang sollten Sie im Keller des Gebäudes beginnen. Dort erfährt der Besucher so allerhand über die Funktionen des Haubergs in früher Zeit. Zahlreiche Werkzeuge veranschaulichen die schwere Arbeit im Hauberg und in der Landwirtschaft. Dass selbst das Waschen wenig mit dem heutigen Luxus moderner Technik zu tun hatte, verdeutlicht eine alte Waschküche. Für Kinder besonders interessant ist das Modell eines Göpels zur Trennung von Spreu und Korn. Geht man dann die Treppe hinauf so erfährt man Interessantes über Wehbacher Industrie- und Handwerksgeschichte. Brauerei, Gerberei, Ziegelei und Sägewerk gaben vielen Menschen Arbeit.
Der große Raum im Erdgeschoss ist ganz der Firmengeschichte des Stahl- und Walzwerkes der Friedrichshütte, Abteilung Carl Stein, und der Geschichte der Firma Jung-Jungenthal, von der Spinnerei über die Lokomotivfabrik bis zum Hersteller von Werkzeugmaschinen mit Weltruf, gewidmet. Hier wird deutlich, woher ein großer Teil des Reichtums Kirchens kam und wo die meisten Menschen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ihr Brot verdienten. Zahlreiche Fotos und Exponate liefern detaillierte Einblicke in die Arbeitswelt von gestern.
Im Nebenraum befinden sich zahlreiche Schätze in der Abteilung Bergbau, dessen Vergangenheit für die Entwicklung Kirchens ebenso bedeutsam war wie die beiden großen Firmen. Anschaulich gelungen ist hier der ein Stollentrieb der einen Blick ins Bergwerk freigibt. Im zweiten großen Raum des Erdgeschosses weisen Stellmacherei, Schmiede und Schusterwerkstatt auf die alten Traditionen des Handwerks hin. Wie man früher bei "Tante Emma" einkaufte, zeigt die alte Ladeneinrichtung, die sich mehr und mehr mit altertümlichen Verpackungen füllt. Lebensmittelmarken und Inflationsgeld erinnern an schwierige Zeiten der Versorgung.
Geht man nun weiter die Treppe hoch, so begegnet man zunächst einmal interessanten Fahnen aus der Kirchener Vereinsgeschichte, aber auch dem Reichsbanner Schwarz-rot-gold, das während der Naziherrschaft eifrig gesucht wurde, aber gut versteckt die Zeit überlebte. Im Obergeschoss sind Wohnküche, eine gehobene Wohnstube und ein klassisches Schlafzimmer mit einem Brautkleid aus Fallschirmseide zu besichtigen.
Der größte Raum aber ist der Geschichte der Kirchener Stadtteile vorbehalten. Hier haben Bürger aus den verschiedenen Stadtteilen die Geschichte ihres Wohnumfeldes in Eigenregie auf unterschiedliche Art und Weise dokumentiert und zu einer äußerst interessanten Gesamtschau zusammengestellt. Bei einem Rundgang fallen dem Betrachter u. a. die repräsentativen Villen auf, die nur noch zum Teil das Bild Kirchens mitprägen. Es sind die Domizile der einstigen Millionäre Kirchens. Insgesamt zwölf Millionärsfamilien wohnten hier und machten Kirchen zum reichsten Dorf in Preußen. Das "Dorf der Millionäre" hat seit dieser Zeit sein Gesicht erheblich verändert, umso mehr lohnt sich die Rückschau auf diese beeindruckende Geschichte im Rahmen eines sonntäglichen Besuches, einem Gang durchs Museum.
Publikationen
Prospekt, Heimatblätter des Heimatvereins

Adresse
Wiesenstraße 757548 Kirchen
Tel.: 02741-930389