Ölmühle Waldbreitbach
Wasser als Antriebskraft fast sämtlicher Funktionsbereiche eines Betriebes - auch heute eine wünschenswerte Zukunftsperspektive. Wie für die benachbarte Weizenmühle konnte es für die Ölmühle jedoch in der Vergangenheit auch eine Gefahr bedeuten: Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Mühle mehrfach von Eisschollen zerstört, die die Wied hinabtrieben. Die heutige idyllische Lage lässt davon nichts mehr ahnen. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nahm der Rapsanbau nach holländischem Vorbild auch in der Region des Westerwaldes zu. Als Hauptöllieferanten dienten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Raps und Rüben. Daneben wurde aus Hanf, Mohn, Nüssen und Sonnenblumen Öl geschlagen, wie auch aus Leinsamen und Bucheckern. Die trockene Ölsaat wurde vor der Verarbeitung gewogen, um so den Lohn des Müllers zu bestimmen, der bei einem Anteil von 10% lag. Danach musste die Ölsaat gereinigt und zerkleinert werden, um unter dem im Kollergang umlaufenden mächtigen und schweren Mühlstein zermahlen zu werden. So wurde im ersten Pressvorgang das hochwertige »Jungfernöl« kalt gepresst. Nach einer Wärmebehandlung konnte in meist zwei anschließenden Pressungen weiteres Öl gewonnen werden, das dem »Jungfernöl« aber in Geschmack und Farbe weit unterlegen war. Der schließlich anfallende, »Ölkuchen« genannte Rückstand diente wegen seines hohen Eiweißgehaltes als begehrtes Viehfutter. Das in der Mühle gewonnene Öl wurde als Speise-, Brenn- oder Gewerbeöl verwendet. Mit dem Aufkommen von Petroleum als Leuchtmittel und durch die vergleichsweise geringe Ölausbeute der Mühlen gingen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die meisten von ihnen zugrunde. Die Ölmühle Waldbreitbach wurde sogar noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts betrieben. (Text und Bild: Vera Klewitz)

Adresse
Wiedufer56588 Waldbreitbach
Tel.: 02638-4536