Synagoge und Mikwe Worms
Die unterschiedlich lang konzipierten Rundgänge »Zu Fuß durch zwei Jahrtausende« führen auch durch das ehemalige Judenviertel von Worms. Besonders hervorzuheben sind dabei die Synagoge und das so genannte »Frauenbad«, die Mikwe. Hierbei handelt es sich um ein rituelles Bad, das Frauen vor der Heirat oder nach der Geburt besuchen mussten. Die Anlage wurde Ende des 12. Jahrhunderts gestiftet und zählt zu den ältesten Ritualbädern Europas. Das Wasserbecken liegt etwa sieben Meter unter der Erdoberfläche und ist über zwei steile Treppen zugängig. Im oberen Absatz schaut man durch vier Bogenöffnungen in den Badeschacht. Da laut Talmud immer »lebendes«, also fließendes Wasser zulaufen musste, wurde eine Öffnung für Regenwasser in die Wand eingelassen, die das Grundwasser »lebendig« hielt. Die fast 1000 Jahre alte Synagoge war seit dem 11. Jahrhundert Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde, die mit ihrer Talmud-Schule ein hohes Ansehen genoss und kontinuierlich bis in die Zeit des Nationalsozialismus bestand. Nach der Gründung im Jahre 1034 wurde die Synagoge im 12. Jahrhundert erneuert und im 13. Jahrhundert durch das Frauenbad erweitert. Das Talmud-Lehrhaus wurde im 17. Jahrhundert angefügt. In der Reichspogromnacht 1938 wurde die Synagoge beschädigt, brannte aus und wurde während des Zweiten Weltkrieges völlig zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte zwischen 1959 und 1961. Heute finden wieder Gottesdienste in der Synagoge statt, die den religiösen Aspekt stärker ins Bewusstsein rufen, aber auch die historische Bedeutung des Gebäudes berücksichtigen. (Text: Ronja Symossek, Bild: Stadtarchiv Worms)

Adresse
Synagogenplatz 467547 Worms
Tel.: 06241 853 7306. (Tourist-Information)