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Ludwig Museum im Deutschherrenhaus

Seit seiner Eröffnung 1992 widmet sich das Ludwig Museum vor allem der Vermittlung französischer Kunst der Nachkriegszeit. Schenkungen und Dauerleihgaben des Kunstsammlers und Mäzens Peter Ludwig und seiner Gattin Irene bilden das Kernstück seiner Bestände. Interessante Wechselausstellungen ergänzen das Ausstellungsprogramm. Am 12. Februar wird hier die Ausstellung "Vom Spielen" eröffnet, die bis zum 9. April zu sehen sein wird.
Ludwig Museum

Ludwig Museum im Deutschherrenhaus

Die ausgestellten Werke der Dauerausstellung bieten einen Einblick in die französische Kunst seit 1945 und verdeutlichen deren Einbettung in die internationalen Kunstströmungen. Arbeiten von Pablo Picasso, Jean Dubuffet, Pierre Soulages und Serge Poliakoff, den maßgebenden Klassikern moderner Kunst in Frankreich, bilden einen Schwerpunkt der Sammlung.

Ihnen folgen Werke der neuen Realisten Martial Raysse, Jean Tinguely und Christo, die in den frühen 60er Jahren in Paris zusammenfanden. Die 70er Jahre sind mit den darstellenden Tendenzen eines Jean-Olivier Hucleux und Erró vertreten. Zur selben Zeit begaben sich Christian Boltanski und Jean Le Gac mit ihren Mythologien auf die Suche nach der eigenen Vergangenheit. Auch Anne und Patrick Poirier spüren in ihren Arbeiten der kollektiven Geschichtserfahrung nach. Das Wiederaufleben figurativer Malerei in Frankreich begann in den 80er Jahren.

Ausstellung "Vom Spielen"

Spielen ist ein kreativer, zutiefst menschlicher Prozess. Wie Kinder durch das Spiel beginnen die Welt zu begreifen, so gelingt es auch Erwachsenen mit Freiraum und Muße ihr Umfeld neu zu verstehen. Große Erfindungen und Ideen entstanden oftmals dank spielerischer Zufälle. Gerade Künstler*innen, die dem häufig angeführten Postulat der „Funktionslosigkeit“ der Kunst folgen, haben im freien Spiel und unter Einbeziehung von Zufällen Werke geschaffen, die die Betrachtenden – wie ein Kind – die Welt neu oder zumindest anders erschließen lassen. Der Kulturhistoriker Johan Huizinga vertrat die These, dass sich alle Formen der Kultur aus dem Spiel entwickelten.

Künstler*innen wie Jean Tinguely (1925 - 1991), Niki de Saint Phalle (1930 – 2002), John Cage (1912 - 1992), Marcel Duchamp (1887 - 1968), Cindy Sherman (*1954) und Jonathan Meese (*1970) haben sich intensiv mit dem non-konformen Spiel auseinandergesetzt, dabei betonten sie das Emotionale und Zufällige, mitunter das scheinbar Naive. Die Künstler*innen von Schloss Balmoral setzen diese Tradition fort.

Das Motto des Stipendien-Jahrgangs 2022 im Schloss Balmoral in Bad Ems lautete »Spielen«, und die Konzepte, die die Stipendiat*innen dazu ersonnen und in künstlerische Arbeiten übersetzt haben, zeigen sie nun – gemeinsam mit den Künstler*innen mit Bezug zu Rheinland-Pfalz, die Projekt-, Auslands- und Austauschstipendien erhalten haben und in der Themenwahl frei waren – in einer Gruppenausstellung im Ludwig Museum Koblenz. Zu den 17 teilnehmenden Künstler*innen gehören: Maryam Aghaalikhani, Giles Bailey, Clara Cornu, Sofia Duchovny, Simone Eisele, Florian Glaubitz, David Hahlbrock, Youngzoo Im, Martin La Roche, Theresa Lawrenz, Constanza Mendoza, Susanne Schmitt, Lena Trost, Deniz Unal, Soetkin Verstegen, Viron Erol Vert und Eleni Wittbrodt.

In den während der Förderung entstandenen Arbeiten werden die Vorzüge des Spielerischen für Kunst und Gesellschaft offenbar. Die Exponate sind aus einem spürbar experimentellen Geist, den zartesten Empfindungen und mutigsten Ideen der Künstler*innen entstanden. Von der Heiterkeit und Offenheit, die in dem Thema angelegt sind, dürfen sich die Besucher*innen ebenso mitreißen lassen wie von den unkonventionellen Haltungen gegenüber dem Leben, der Gesellschaft und der Gegenwart. Dies eröffnet die Chance, eine spielerische Dramaturgie in unsere Lebensentwürfe zu lassen, ebenso wie die Einsicht, „(...) dass die Menschen ihre Geschichte selbst machen”, wie der Sozialwissenschaftler und Professor der UDK in Berlin Hans-Jürgen Arlt schreibt, und „nicht ewige Kreisläufe, sondern Möglichkeiten des Fortschritts und immer wieder neu zu treffende Entscheidungen von Einzelnen den Gang der Dinge bestimmen. (…) Auf diese Weise hielt in den Alltag Einzug”, so Arlt weiter, „was im Spiel schon immer gang und gäbe ist: Die Möglichkeit, sich zu entscheiden und dem Geschehen mit diesem oder jenem Spielzug eine Wende zu geben, Spielraum zu haben, etwas zu riskieren. Erfolge und Misserfolge beeinflussen zu können.”

Ergänzt wird die Schau, die Lotte Dinse (ehemalige Leiterin Schloss Balmoral) und Agnes Schofield (kommissarische Leitung Schloss Balmoral) in Zusammenarbeit mit dem kuratorischen Stipendiaten Roger Rohrbach konzipierten, durch ein Rahmenprogramm aus Performances und Kuratoren-Gesprächen sowie um einen am 21. März 2023 erscheinenden Katalog. Dieser erscheint im Salon Verlag, Köln, u.a. mit einem Beitrag von Prof. Dr. Hans-Jürgen Arlt von der Universität der Künste (UDK) Berlin.

Quelle und weitere Informationen: https://ludwigmuseum.org/immuseum/
und im Kulturland: https://kulturland.rlp.de

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