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Museum Heylshof

Große Bestände der Sammlung im Heylshof sind aus der Steinschen Sammlung übernommen worden und trotz des vielseitigen späteren Ausbaues für den Gesamteindruck maßgebend. Von dort stammt auch die Mehrzahl der altdeutschen Gemälde und Skulpturen, für deren künstlerischen Wert man schon seit der Romantik ein besonderes Verständnis hatte. Im Museum Heylshof werden zudem regelmäßig Sonderausstellungen gezeigt. Aktuell ist, vom 12. März bis zum 17. April, die Ausstellung "Sound of Siren – Technologie als Sprache", zu sehen, die grundlegende Fragen der politischen Ordnung thematisiert.
Museum Heylshof
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Museum Heylshof

"Haus und Inhalt entsprechen einander, wie Bild und Rahmen. ... Das Rokoko tritt hier in der besonderen malerischen Form des süddeutschen Barocks auf. ...Dem entspricht es, daß auch in der Sammlung des 18. Jahrhunderts überwiegend die deutsche Kunst vertreten ist. Hier ist vor allem die Porzellansammlung zu nennen, die zu den großartigsten ihrer Art gehört, und in der bezeichnender Weise die Erzeugnisse der benachbarten Frankenthaler Manufaktur im Vordergrund stehen. Fast alle Meister, die hier gearbeitet haben, sind mit ihren charakteristischen Werken in hervorragenden Exemplaren vertreten. ...

Die Einheitlichkeit der gleichen künstlerischen Gesinnung hat schließlich auch den Charakter der Gemäldesammlung bestimmt. Zwar ist den altdeutschen Primitiven, zumeist kölner Schule und Herkunft, ein hervorragendes Werk eines Florentiner Quattrocentisten eingefügt, im übrigen aber besteht die Sammlung, von Ausnahmen abgesehen, aus Niederländern des 17. Jahrhunderts. Neben den Hauptstücken von Franz Hals und Rubens sind die besten Meister der Landschaft, des Interieurs, des Genre und Stillebens nahezu vollständig in den gewähltesten Beispielen, z. T. mit mehreren Stücken vertreten.

Wie sehr diese niederländischen Meister der herrschenden Richtung der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts entsprachen, bewiesen schließlich die zeitgenössischen Bilder, die von vornherein in der Sammlung Aufnahme fanden. Abgesehen von einem köstlichen Diaz, der zwischen zwei Bildchen des Frankfurter Kleinmeisters Dielmann hängt, findet man bezeichnender Weise nur deutsche Bilder. Neben Einzelwerken der Klassiker der älteren Zeit, wie Rottmann, Schirmer, Schwind und Steinle, neben der schönen Venus Anadyomene Böcklins, ist es die Düsseldorfer und Münchner Schule, die den beherrschenden Ton angibt. Es sind die Künstlerkreise, mit denen die Familie in lebendiger, persönlicher Verbindung stand. Während die Düsseldorfer Meister, wie Knaus, Vautier und die beiden Achenbach im Steinschen Haus in Köln verkehrten, ergab sich die Beziehung zu dem Münchner Kreise Lenbachs und Kaulbachs durch die Zusammenarbeit mit Gedon  und Gabriel Seidel. Wenn jene Künstler vom heutigen Zeitgeschmack auch meist unterschätzt werden, so soll man nicht vergessen, daß sie es sind, die zu ihrer Zeit der neueren deutschen Malerei einen internationalen Ruf verschafft haben ...  Die Pflege der neueren Kunst, zur Gegenwart hin, hat in dem festgefügten Rahmen der Sammlung keinen Platz gefunden ...“

Georg Swarzenski, Direktor des Städelschen Kunstinstituts und der Städtischen Galerie in Frankfurt am Main

Sound of Siren – Technologie als Sprache

Wer hat eine Stimme, wer benutzt sie und für welche Zwecke? Das sind grundlegende Fragen einer politischen Ordnung. Noch wichtiger ist aber, ob diese Stimme gehört wird, wie sie interpretiert wird – und von wem. Kann man sich als Sprechende der Interpretation und Zuschreibung durch den Hörenden entziehen, oder birgt die Interpretationsvariable den eigentlichen Zweck der Kommunikation in sich?

Es gibt viele Arten zu sprechen: Man kann schreien, erzählen, flüstern, vermitteln, überreden, lügen – ein Wort hat tausende Möglichkeiten und Kontexte, geäußert zu werden. Seit einiger Zeit werden wir auch mit einer computergenerierten Sprache konfrontiert, die uns in Navigationssystemen, Fitness-Apps, in Mobilfunk-Support-Chats, in Kunstwerken und Haushaltsgeräten begegnet. Meistens sind die Stimmen weiblich konnotiert. Dabei besitzt ein Computer eigentlich weder einen naturgegebenen Körper noch eine Identität. Aber diese Stimmen klingen eher hoch, sanft, sie geben keine Anweisungen, sie schmeicheln uns...

Um solch eine Stimme zu generieren, muss aus Millionen menschlicher Stimmen eine glaubwürdige Stimme zusammengesetzt werden. Akzent, Wortverbindungen, Humor, Klangfarbe, Intonation – alles wird anhand unserer Sprache und unseres Sprechens detailliert von Maschinen analysiert und verarbeitet. Durch smarte Fernseher, vor allem aber durch Smartphones, gelangt man zu unserer Stimme – und speichert sie. Wie bei einer Sirene, die mit ihrem Gesang die Männer anlockte, sind wir von unseren leicht greifbaren Geräten und Apps fasziniert – so stark, dass wir nicht einmal merken, in welches Delirium uns das führt.

„Sound of Siren“, eine Ausstellung, die als Ergebnis des gleichnamigen Seminars an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig im Kunstmuseum Heylshof Worms gezeigt wird, präsentiert 14 künstlerische Positionen, die sich mit Sprache, Stimme und menschlichen Klängen auseinandersetzen und mit deren technischen Äquivalenten. Die Studierenden zeigen ihre Arbeiten in den Schausälen des Museums, wo sie einzelne Räume thematisch bespielen und sich in einen Dialog mit der Sammlung begeben; sowie in den Räumen für temporare Präsentationen.

Die Ausstellung und das Seminar sind durch das Ministerium für Wissenschaft und Kultur Niedersachen gefördert und sind durch die Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und mit Unterstützung des Museums der Stadt Worms im Andreasstift ermöglicht worden.

Quelle und weitere Informationen: https://www.heylshof.de/stiftung/
und im Kulturland: https://kulturland.rlp.de

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