Kirschenlandmuseum Altenkirchen
Ein Zentner Gepäck - das war alles, was einem Auswanderer im 19. Jahrhundert für die wochenlange Überfahrt mit dem Segelschiff erlaubt war mitzunehmen. In der Zeit zwischen 1830 und 1880 wanderten über 1000 Menschen aus dem Kohlbachtal, in dem Altenkirchen und seine Nachbarorte liegen, nach Amerika aus. Das bedeutet rechnerisch, dass jeder zweite Einwohner damals seine Heimat verließ.
Was trieb diese Pfälzer dazu, die strapaziöse Überfahrt in eine ungewisse Zukunft auf sich zu nehmen? Einer der Hauptgründe war das Erbrecht. Die sogenannte Realteilung brachte mit sich, dass die Höfe in der Pfalz bei der Vererbung in so viele kleine Parzellen aufgeteilt wurden, wie Söhne in der Familie waren. Kamen Missernten hinzu, war ein solcher kleiner Hof nicht mehr in der Lage, die Familie zu ernähren. Große Hoffnungen wurden in neue Länder jenseits des Ozeans gesetzt. Der Schiffskoffer, auch Auswandererkiste genannt, ist ein Symbol für die Schicksale vieler Pfälzer.
Das Heimatmuseum Altenkirchen zeigt vielfältige Dokumente und interessante Fotos über Menschen aus dem Kohlbachtal in der alten und der neuen Heimat. Amerikaner haben die Möglichkeit in Auswandererbüchern nach ihren deutschen Vorfahren zu forschen. Das ist nur ein Aspekt der verschiedenen Sammlungen des Museums. Eine Küche und ein Schlafraum zeigen, wie man zur Zeit der Auswanderer wohnte. Ein ganzer Raum erklärt mit allen dazu gehörigen Gerätschaften die Herstellung von Leinen. Außerdem ist dargestellt, wie in vergangener Zeit in Landwirtschaft, Bergbau, Schuhmacherei, Schmiede oder im Frisörsalon gearbeitet wurde. Eine Besonderheit stellt der komplette Arbeitsplatz eines Diamantschleifers dar. (Text und Bild: Anke Schliemann)
Weitere Informationen
Das Kirschenlandmuseum Altenkirchen präsentiert neben der mehr als zweihundertjährigen Geschichte des Kirschenanbaus im Kohlbachtal – dieser lokalen Besonderheit verdankt das Museum seinen Namen – eine wechselvolle Dorf- und Regionalgeschichte. Hierzu gehört etwa die große Auswanderungswelle des 19. Jahrhunderts: Es herrschten Hunger und Armut in der Pfalz. Tausende Menschen verließen ihre Heimatdörfer, suchten ihr Heil in der „Neuen Welt“. Bilder, Dokumente und Briefe legen Zeugnis ab von der bitteren Not im Kohlbachtal und seinen engen Nebentälern.
Besucherinnen und Besucher des Kirschenlandmuseums erfahren außerdem Wissenswertes über den Steinkohlebergbau im Tal, über die örtliche Kirche und Schule, das Handwerk im alten Dorf, die Diamantschleiferei und die traditionelle Landwirtschaft vor Ort. Einen breiten Raum nimmt darüber hinaus das dörfliche Alltagsleben vergangener Zeiten ein. Dazu gehört u.a. die Einrichtung einer dörflichen Wohnküche aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die Ausstellung wird ergänzt durch Bilderserien und Filme zur Dorfgeschichte. Wechselnde Sonderausstellungen sind geplant. Beherbergt ist das Museum im Rathaus in Altenkirchen, welches etwa 1823 erbaut wurde und 100 Jahre als Volksschule sowie lange als Bürgermeisterei diente.
Gut zu wissen:
Das Kirschenlandmuseum in Altenkirchen liegt am Kirschenland-Weg. Der Wanderweg gehört zu den insgesamt fünf Wanderwegen des Begehbaren Geschichtsbuches der Verbandsgemeinde Oberes Glantal, welche Ihnen Einblicke und Ausblicke in die Schönheiten der Landschaften des Pfälzer Berglandes bieten. Tauchen Sie auf der Wegstrecke in die Geschichte ein. Auf Ihrem Wanderweg werden Sie immer wieder auf historische Orte und Sehenswürdigkeiten treffen, welche die Geschichte längst vergangener Tage erzählen.
Veranstaltungen
21.11.2024 - 31.12.2025 | Kirschenlandmuseum Altenkirchen |

Adresse
Altes Rathaus Friedhofstraße66903 Altenkirchen
Tel.: 06386-6553