Stella Hamberger
Stella Hamberg (*1975, lebt und arbeitet in Berlin und Brandenburg) gehört zu den spannendsten und vielversprechendsten Bildhauerinnen ihrer Generation. Selbstbewusst und ohne Scheu knüpft sie an bildhauerische Traditionen an, entwickelt aber ihre eigene skulpturale und zupackende Handschrift im Zusammenspiel von Antike, Mittelalter und Moderne. Im Zentrum ihres Schaffens steht das Ringen mit der zeitgenössischen Darstellbarkeit der menschlichen Figur und ihren formalen wie existentiellen Fragestellungen.
Mit großer handwerklicher Könnerschaft gelingen Stella Hamberg übermannshohe und tonnenschwere Großskulpturen ebenso wie kleinformatige Werkgruppen. Beim überwiegenden Teil ihrer Arbeiten entscheidet sie sich für den traditionsreichen Werkstoff Bronze. Kein anderes Material bietet der Künstlerin über die Stufen der notwendigen Abformung vom Ton- und Gipsmodell über das Wachspositiv bis hin zum endgültigen Guss so abwechslungsreich expressive wie fein modellierte Oberflächen. Selten ist die Patinierung der Skulpturen farbig. Meistens reicht die Bandbreite von glänzenden bis hin zu stumpfen schwarzen Oberflächen. Neuerdings überrascht sie mit strahlend weißen, glatt geschliffenen Werken aus Gips, die kontrastreich den dunklen Bronzen gegenüberstehen. Ein Teil ihrer Skulpturen wirkt förmlich aus dem Material herausgeschält. Monströs, von urwüchsiger Kraft und vor Energie strotzend stellen sich uns diese menschlichen und tierischen Figuren entgegen.
Andere Skulpturen muten dagegen in ihrer künstlerischen Ausgestaltung fast klassisch an. In ihren verdichteten abstrakten Formen erinnern sie z. B. an die Figur des Golems, an Chimären und an fragmentarische Körperstudien. Intellektuell scharf reflektierend und virtuos – nahezu unbändig – im Umgang mit dem Material verlebendigt Stella Hamberg ihre Skulpturen in einem Spannungsfeld zwischen Geist und Körper, zwischen Figürlichkeit und Abstraktion, zwischen Bewegung und Verharren und manches Mal auch zwischen Groteskem und Humoreskem.
Kunstkammer Rau
Mittelalterliche Skulptur steht oft in engem Dialog mit der sie umgebenden Kirchenarchitektur. Konzentriert-meditativ verkörpert sie klare religiöse Botschaften. In der Renaissance erst erobern plastische Bildwerke auch den privaten Raum. In strenger klassischer Pose aber voller Erzähldrang besetzen sie die Kunstkammern der Humanisten. In Gärten und Innenräumen barocker Schlösser tummeln sich schließlich spielerisch und lustvoll steinerne antike Götter. Auf starke, bewegende Gefühle setzt die religiöse Barock-Skulptur der Gegenreformation. Erschreckend drastisch führt sie die Martyrien der Heiligen vor, schildert lebensnah Maria als leidende Mutter. In Zeiten großer Glaubenskriege und Krisen will Skulptur anrühren, berühren, Sinn geben.
In der Aufklärung des 18. Jahrhunderts verliert sich der religiöse Gehalt. Nun werden die gesellschaftsverändernden Philosophen der Epoche auf den Sockel gehoben: Die Denkmäler dieser Helden erobern den öffentlichen Raum. Sie verkünden den Glauben an Zukunft und Fortschritt. Im privaten Bereich dagegen feiert Mancher sich selbst und seine Familie in Anlehnung an die skulpturalen Ahnengalerien der verehrten Klassik. Die Marmor- oder Terrakotta-Porträts dieser Epoche sind präzise und sachlich. Nah am Original lassen sie nichts offen, schildern das Detail bis in das Spitzendekor.
Die impressionistische Plastik gegen Ende des 19. Jahrhunderts lenkt den Blick dann auf einen kurzen, vorübergehenden Moment gefühlvoller Bewegung.
Diese Inspirationsquellen bilden Sockel und Fundament für das plastische und skulpturale Werk von Auguste Rodin und Hans Arp, zwei herausragenden Vorreitern der Kunst ihrer jeweiligen Zeit. Ihr innovatives Schaffen wird in der parallelen Ausstellung »<link https: arpmuseum.org ausstellungen wechselausstellungen vorschau rodin-arp.html>RODIN / ARP« vom 27. Juni bis zum 14. November 2021 präsentiert.
Bettina Pousttchi. Fluidity
In der Ausstellung werden Skulpturen, Reliefs und Fotografien aus den letzten sieben Jahren gezeigt, wobei der Titel »Fluidity« auf die wandelbare, fließende Form ihrer Werke verweist. Allzu vertrautes Stadtmobiliar wie Baumschutzbügel, Straßenpfosten oder Leitplanken deformiert sie mechanisch, beschichtet sie mit Farbe oder poliert sie auf Hochglanz. Derart transformiert erhalten die vorgefundenen Objekte eine innovative und häufig dynamische Ästhetik. Zu Gruppen arrangiert werden aus den abstrakten Formen wie etwa den Squeezers oder den Vertical Highways Figuren, die miteinander kommunizieren und interagieren. Ihren ursprünglichen Zweck, die Ordnung im öffentlichen Raum herzustellen, verlassen die industriell hergestellten Elemente und werden zu Individuen, die den Ausstellungsraum beleben.
Pousttchis Arbeit <link https: arpmuseum.org ausstellungen dauerausstellungen skulpturenufer bettina-pousttchi-marianne.html>Marianne (2015) aus der Reihe der Squeezers vervollständigt dabei als letzte künstlerische Position das <link https: arpmuseum.org ausstellungen dauerausstellungen skulpturenufer.html>Skulpturenufer Remagen. Sie wurde im Zuge der Ausstellung unterhalb der Unkelsteinbrücke in Oberwinter aufgestellt und verbleibt dort dauerhaft.
Die Architektur des Neubaus von Richard Meier bietet mit ihren großzügigen weißen Wänden auch einen idealen Rahmen für die Werkgruppe der Frameworks, mehrteiligen Reliefs mit orientalisch anmutenden quadratischen Elementen aus gebranntem und glasiertem Ton. Ergänzt werden diese Wandarbeiten durch die jüngst entstandene Serie der Directions, die als Cut-out-Objekte aus geschnittenem und farbig beschichtetem Stahl »schwebend« auf der Wand montiert werden. Ihre Formen leiten sich von Straßenpfeilen ab, geben jedoch keinen eindeutigen Kurs vor. Die regulative Funktion dieser Zeichen und ihr Einfluss auf die Bewegungsmöglichkeiten des Körpers wird somit in Frage gestellt, eine einzelne Richtung wird durch multiple Richtungen erweitert.
Fahrbahnen mit Markierungen bestimmen dagegen die Fotoserie Drive Thru. Dieser lag die Installation Drive Thru Museum im Nasher Sculpture Center Dallas 2014 zugrunde, bei der die Künstlerin ihre eigenen Arbeiten im Dialog mit der Sammlung des Museums in ungewöhnlicher Weise neu präsentierte, unter anderem auch die Skulptur Torso mit Knospen von Hans Arp. Das so entstandene Foto lädt nun im Arp Museum dazu ein, dem dynamischen Rhythmus von Bettina Pousttchis richtungsweisenden Werken zu folgen.
Quelle und weitere Informationen: <link https: kulturland.rlp.de de general-storage einrichtungen einrichtung arp-museum-bahnhof-rolandseck external-link-new-window>kulturland.rlp.de
und im Kulturland: <link https: arpmuseum.org external-link-new-window>arpmuseum.org