Deutsches Schaustellermuseum

Ein Rummelplatz wie zu Omas und Opas Zeiten? Das diffizile Hobby von Franz Lambrecht macht das Erlebnis möglich: Seit 1938 bastelte er Schaustellerbuden nach originalen Vorbildern im Maßstab 1:10 oder etwas kleiner. Da gibt es ein Glücksrad, Wurf- und Losbuden, ein Weltschaukino. Zum Eintritt in die Geisterbahn war schon etwas Mut aufzubringen: Die gruselig-fantastischen Gestalten am Eingang lassen erahnen, was einen im Innern erwartete. An der Schießbude musste eine ruhige Hand beweisen, wer eine Papierrose ergattern oder eine Wildsau auf dem Laufband zur Strecke bringen wollte, und wer schon lange nicht mehr über sich selbst gelacht hat, sollte einmal in einen der Verzerrspiegel des Spiegelkabinetts gesehen haben! Schiffschaukeln konnte man nach Herzenslust und ein Riesenrad lud zu einer Fahrt in höhere Sphären ein. Von hier oben ließ sich der ganze Rummel in aller Ruhe überblicken: Die Buden und Menschen sind im Nu ganz klein - so etwa, wie sie die Betrachtenden im Schaustellermuseum in Augenhöhe vor sich sehen. In Festzelten steigt die Stimmung und auch fürs leibliche Wohl ist gesorgt. Beim Anblick der winzigen Schokoküsse und der in Silber- und Goldpapier gewickelten Zuckerstangen läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Alles blinkt und blitzt und dreht sich zu originaler Karussell-Orgelmusik. Die Hauptattraktion ist das zweigeschossige Pferdekarussell. Liebevoll bis ins Detail mit Pailletten, Spiegeln und bestickten Vorhängen geschmückt, ist es der so genannten Reitschule nachempfunden: einem imposanten Karussell, das jährlich auf der Kirmes im Pfälzer Wald zu finden war. Frau Lambrecht freut sich auf viele Besuchende, für die sie per Knopfdruck den Rummelplatz zum Leben erwecken kann: für große Leute ein Stück Erinnerung, für kleine Leute eine faszinierende Welt, in der es aus sicherer Entfernung ohne Schubsen und Drängeln immer wieder Neues zu entdecken gibt. (Text und Bild: Sabine Philipp)