Karnevalsgesellschaft Herdorf 1904 e.V.

Über 100 Jahre organisierter Karneval in Herdorf, oder Fastowend, wie es an der Heller heißt, sind Anlass genug, einen Streifzug durch die Karnevalsgeschichte zu machen, Männern und Frauen zu gedenken, die mitgearbeitet haben, altes Brauchtum zu erhalten, Neuerungen durchzusetzen, die einmalige Spezies „Herdorfer Karneval“ mit Leben zu erfüllen und weiter leben zu lassen. Dabei wird in Herdorf eine besondere Eigenart deutlich: Da nach dem 30-jährigen Krieg das Heimatgebiet weitgehend entvölkert war, riefen die lokalen Potentaten Bergleute aus dem mittelfränkischen Raum – daher das Herdorfer Platt – und aus Böhmen an die Heller. Rheinischer Frohsinn und böhmische Musizier- und Fabulierkunst haben seither bunte Blüten getrieben, eine der Wurzeln des Herdorfer Karneval. 

Über den Ursprung des Namen ist man sich nicht einig. Ob Karneval etwas aus dem lateinischen Carne vale (Abschied vom Fleisch) oder mit dem carrus navalis, dem römischen Narrenschiff zu tun hat, ist letztlich auch gleichgültig. Die Fastnacht war ursprünglich ein germanisches Frühlingsfest. Vermummung und Maskierung hatte den Sinn, böse Geister abzuwehren, sich für diese unkenntlich zu machen. Mit Rasseln, Pfeifen und Trommeln wurden die bösen Unruhestifter vertrieben, Bräuche, die heute noch im alemannischen Sprachraum zu Hause sind.

Einen besonderen politischen und sozialen Aspekt erhielt der Karneval nach 1848. Man äffte nach der gescheiterten Revolution höfisches Gehabe nach. Das Volk war erheitert, die Oberen knirschten mit den Zähnen. Die Dynastien wurden durch die Wahl des Prinzen Karneval karikiert, dazu gab es reichlich Orden, eine Garde mit Holzgewehren, ein Tanzkorps mimte das höfische Ballett, es gab einen Hofmarschall, Begleiter, den Zeremonienmeister, ein Zepter (meist mit einem Narrenkopf geschmückt), Fahnenträger und einen Präsidenten. Symbole und Erscheinungsformen haben ihren Sinn längst eingebüßt sie sind zum Selbstzweck, zu karnevalistischer Tradition geworden. Der Rosenmontagszug prangerte damals die teuren Umzüge der Herrschenden an. Das alles war in Herdorf freilich eine Nummer kleiner. Aus dem Jahre 1500 liegt für den Heimatraum eine Urkunde vor, in der „fastnachtsreyen, spinnstuben und derlei veranstaltungen“ verboten wurden. Man fürchte um die Moral (wahrscheinlich aber mehr um die Arbeitskraft) und mit 20 Gulden Strafe wurden, „verbrechende personen“ belegt. Obs wirklich so „onzüchtig“ hergegangen ist, muss sehr bezweifelt werden.

Adresse

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Kategorie

Vereine / Organisationen

Institutionsform

Eingetragener Verein

Einrichtungsart

Karnevalsverein