Schillerhaus Oggersheim

Bei Nacht und Nebel floh der junge Friedrich Schiller im September 1782 aus Stuttgart. Nach einem Streit mit Carl Eugen, dem Herzog von Württemberg, hatte er Schreibverbot erhalten und als einzigen Ausweg nur die Flucht gesehen. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Komponisten Andreas Streicher, kam Schiller am 13. Oktober schließlich in Oggersheim an. Um möglichen Verfolgern zu entgehen, gaben sie sich als Dr. Schmidt und Dr. Wolf aus. Ihr Quartier nahmen sie im Gasthaus »Zum Viehhof«, dem heutigen Schillerhaus. Oggersheim war wegen seiner Nähe zu Mannheim ideal zum Untertauchen. So konnte Schiller ständig Kontakt zu seinen Freunden in der kurpfälzischen Metropole halten. Außerdem war das Leben hier wesentlich billiger. Die folgenden sechs Wochen verbrachte der Dichter die meiste Zeit in der einfach eingerichteten Stube. Nachts lief er oft im dunklen Zimmer umher und ließ sich von Streichers Klavierspiel inspirieren. In diesen Tagen beschäftigte sich Friedrich Schiller mit den Entwürfen zu »Kabale und Liebe« und der Umarbeitung der »Verschwörung des Fiesco zu Genua«. Um die Rechnung im Viehhof zahlen zu können, musste Schiller die Rechte für den »Fiesco« zu einem Spottpreis verkaufen. Ende November entschloss er sich zur Weiterreise nach Thüringen. Neben Textdokumenten aus seiner Zeit in Oggersheim sehen Sie im Schillerhaus auch Briefe und Bilder seiner Frau Charlotte, seiner Familie und Freunde. In den beiden Räumen erfahren Sie Wissenswertes über Schillers Leben und Werk. Vergessen Sie nicht, einen Blick auf die vollständige Sammlung von Schillers Erstausgaben zu werfen! (Text und Bild: Tina Raad)