Sehnsucht nach Utopia

Thematische Ausstellungen | Remagen, Rhein / Lahn / Taunus
18.05.2025 bis 02.11.2025

Nach den großen Caspar David Friedrich Ausstellungen in seinem 250-JahrJubiläum bietet das Arp Museum Bahnhof Rolandseck ab diesem Frühjahr einen Überblick über die deutsche Malerei und Skulptur der Romantik. Rund 70 Werke, von den Anfängen um 1770 bis zur Neoromantik um 1900, illustrieren drei zentrale Themen der Epoche: die romantische Liebe, Traum und Albtraum und die Suche nach der verlorenen Einheit von Mensch und Natur. Kaum eine andere Epoche der Geistesgeschichte erfährt derzeit eine so hohe Aktualität angesichts der großen Krisen und Herausforderungen unserer Gegenwart. 

Meisterwerke von Carl Spitzweg und Friedrich Nerly bis zu Arnold Böcklin und Hans Makart stehen exemplarisch für diese Schaffenszeit zwischen der Ratio der Aufklärung und der Romantisierung des Lebens. Den Mittelpunkt bildet das Individuum mit der Kraft seiner Fantasie, die, so Novalis, die Welt aus dem eigenen Ich heraus zu formen und zu bewegen vermag. Es gilt eine Einheit von Vernunft und Gefühl, Wirklichkeit und Transzendenz zu schaffen, Sehnsüchte und Utopien zu verwirklichen. 

Wie kein anderer Begriff ist die romantische Liebe heute noch in unserem Wortschatz und als Sehnsucht in unserer Gesellschaft verankert. Die Entwicklung von der pragmatischen Zweckehe hin zu einem Liebesideal und der Suche nach einem Seelenverwandten ist ein wichtiger Topos am Ende des 18. Jahrhunderts. Goethes populärer Text „Die Leiden des jungen Werther“ ist der Ausgangspunkt. 

Wie so oft in der Romantik, und dies zeigt auch die Ausstellung durch ihre Exponate, ist die Literatur das Fundament für die Bildende Kunst und für die Musik. Maler wie Johann Nepomuk Geiger und Adolf Schroedter setzen die großen Liebesdramen und Komödien der Weltliteratur von Shakespeare bis Faust ins Bild. Mit viel Witz und Ironie beleuchten 
aber auch drei Gemälde von Carl Spitzweg und Johann Peter Hasenclever die Irrungen und Wirrungen der Liebe im Alltag des Biedermeier – von der unglücklich verliebten Mondsüchtigen frei nach Hauff über einen abgefangenen Liebesbrief bis zum zerstrittenen Paar am heimischen Tisch. 

Wie nie zuvor gewinnen seit dem Ende des 18. Jahrhunderts Traum und Albtraum an Bedeutung. Oft genug eröffnen sich dahinter seelische Abgründe. Die fantastischen Welten und Wesen, die die Albträume zu Tage bringen, sind Projektionsfläche der eigenen Psyche. Befeuert durch die destabilisierenden napoleonischen Kriege wächst die Sehnsucht nach der vorindustriellen, vermeintlich guten alten Zeit. 
Vorbild werden die Dürerzeit und die Renaissance: Sie werden in den Kunstund Volksmärchen der Romantik wiederbelebt, die reich illustriert werden. Von dort aus beginnt man in der Malerei, Skulptur, Architektur und Musik die Welt zu romantisieren. 
Auf den Ruinen der Rheinburgen werden neugotische Traumschlösser und Burgen errichtet. Manche von ihnen existieren als Utopie nur auf dem Papier wie die Gralsburg von Karl Friedrich Schinkel oder das Schloss auf dem Apollinarisberg vom Kölner Dombaumeister Ernst F. Zwirner – beide sind in der Ausstellung zu sehen.

Veranstaltungsort

Arp Museum
Hans-Arp-Allee 1
53424 Remagen

02228-9425-0 oder -16
Fax: 02228-942521
info(at)arpmuseum.org